Claudia Posca
Die Liebe zu den Dingen
»Grad der Gewissheit«
Kunsthalle Münster/Speicher II, 23.11.2013 – 30.3.2014
Das ist ziemlich einmalig: Ein Ausstellungsbesuch, bei dem Gliedmaßen und Kopf in einen Kühlschrank gesteckt werden können: „Put your head and arm in the fridge and have a line or smoke a joint or drink a beer“ – damit fordert der österreichische Bildhauer und Performancekünstler Erwin Wurm (*1954) zur Mittäterschaft in Sachen Kunstproduktion auf. Sein präparierter Eisschrank ist Teil einer in der Kunsthalle Münster im Speicher II gezeigten, 12 Positionen erzählerischen Ausstellung, die auf den Spuren Duchampscher Philosophie dem Gegenstand huldigt: „Die Liebe zu den Dingen“.
Im Falle Erwin Wurms ist sie arktischer Natur. „Keep a cool head!“ macht schmunzeln als Beitrag zum erweiterten Ding- und Skulpturenbegriff.
Doch will die Präsentation mehr. Über Kunsttheorie und -geschichte hinausgehend, packt sie ein fulminant kulturphilosophisches Thema an: „Wie gelingt die Bildung von Identifikation über die Funktion und die ´Sprache` des Gegenstands?“ Was eigentlich bedeutet die Liebe zu den Dingen? Sind Dinge tatsächlich liebenswert? Sprechen Dinge eine Sprache? Und lässt sich in ihrem Kontext sagen, dass sich in der menschlichen Zuwendung zum Objekt so etwas herausbildet, wie eine Komplizenschaft, erforderlich für die humane Positionierung zwischen Himmel und Erde? So, wie es das Kuratorinnen-Trio Susanne Düchting, Gail Kirkpatrick und Julia Wirxel anfragen, wenn sie notieren: „Die Ausstellung zeigt: Die Dinge, die wir um uns akkumuliert haben und wertschätzen, gelten in gewisser Weise als materielles Gerüst für den Aufbau von menschlichen Beziehungen… vielleicht sogar für die Entwicklung von Kultur überhaupt.“
Letztere etwa nimmt Altmeister…