Die Lehre des Engels
Das Erste Grosse Gespräch nach Eröffnung der documenta
mit den Kuratoren Roger M.Buergel und Ruth Noack
Von Heinz-Norbert Jocks
Zehn Monate vor Eröffnung der Documenta druckten wir in KUNSTFORUM Bd.180 ein Interview mit dem Kuratorenpaar Roger M Buergel und dessen Frau Ruth Noack. Es war eines jener Gespräche, wie man sie en masse überall lesen konnte. Die Auflistung der drei Leitfragen der Documenta ließ nichts Konkretes aufscheinen. Was bei der Vernissage erstmalig zu sehen sein würde, verschwand hinter den Wolken abstrakt anmutender Begrifflichkeit. Viel Ambition, nur keine konkrete Ausstellung in Sicht. Mit der Eröffnung der Documenta zerplatzte die zuvor subtil arrangierte Spannung wie eine Seifenblase. Die Ausstellung war nun für alle wahrnehmbar, und alle Geheimnisse schienen auf einmal gelüftet. Die Presse reagierte darauf extrem kontrovers. Dem misstrauend, wollten wir auf der Grundlage des tatsächlich Sichtbaren mit den Verantwortlichen reden. Aber all unsere Bemühungen um ein erneutes Gespräch wurden vom Pressebüro mit der ewig gleichen Floskel abgeschmettert: „Herr Buergel und Frau Noack stehen KUNSTFORUM nicht für ein Gespräch zur Verfügung.“ Wir werteten das als Flucht vor Auseinandersetzung, wenn nicht sogar als Feigheit. Trotzdem ließen wir nicht locker. Nach langem Hin und Her scheinbarer Vergeblichkeit schließlich ganz unerwartet ein Termin. Jedoch nicht länger als vierzig Minuten sollte es dauern. Und dann am Tag der ersten Begegnung aufgrund der ersten Antworten die ganz große Überraschung, gar Erleuchtung, dass die Ausstellung erheblich komplexer ist, als sie in vielen, auch wichtigen Medien abgewickelt oder abgetan wurde. Durch die Fragen inspiriert, kam…