Stefan Römer
Die Langheimer
Ulrike Zilly, Robert Hartmann, Werner Reuber
Neonazarener in der Toscana / Galerie Erhard Klein, 20.4. – 31.5.1997
Für das Interesse daran, wie sich kollektive künstlerische Produktionspraktiken in den letzten zwanzig Jahren entwickelten, liefert die Künstlergruppe die Langheimer hinreichend sozialhistorisches Material. Bekanntermaßen reflektieren die Titel der Künstlergruppe aktuelle Themen zwischen Kunst und Gesellschaft, wodurch sie in ihrer Gruppenbiografie und ihrer umfangreichen Katalogproduktion eine eigene Geschichte dokumentieren.
Bewußt offen bleibt in der Ausstellung allerdings die Frage, ob der Titel “Neonazarener in der Toscana” in Analogie zum neuen Galeriedomizil ihres – ehemals Bonner – Galeristen Erhard Klein in der Eifel zu lesen ist oder ob eher weitreichende Bezüge zu der sog. Toscana-Fraktion in der SPD suggeriert werden sollen. Auf jeden Fall lassen sich künstlerische und soziale Praxis nicht trennen, was sich in der Galerie Klein durch die räumliche Überschneidung von Wohn- und Ausstellungsbereich manifestiert.
Auf der titelgebenden großformatigen Fotografie posieren die Langheimer in ihrer schon immer von vielen Kollegen als peinlich empfundenen deutschen Tracht in Dirndel und Lederhose vor einer Schafsherde. Mit dieser Maskerade negieren sie die verbreitete künstlerische Pose, sich eher kosmopolitisch zu positionieren. Die Langheimer affirmieren strategisch ihre deutsche `Identität’, die sie so als Trachtenzwockelmentalität enthüllen.
Nicht unabhängig davon erscheint das im Ausstellungstitel evozierte Thema der Nazarener, suchten diese Künstler sich doch einerseits aus einem reaktionären Klima im Deutschland des 19. Jhs. durch Emigration nach Italien zu befreien, während andererseits ihr Bestreben, eine neudeutsch-religiös-patriotische Malerei zu schaffen, aber auch dubiose reaktionäre Aspekte beinhaltete. Den sich vom erstarrten Akademismus abwendenden und an altdeutscher…