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Report · von Ingo Arend · S. 258 - 265
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REPORT
Die lange Reise in die Moderne

In Istanbul hat das private Kunstmuseum der Industriellenfamilie Eczacıbaşı mit einem gelungenen Bau des Architekten Renzo Piano neu eröffnet. Das markante Signal der Modernität verdeckt aber die immer stärkere staatliche Repression gegen Künstler*innen im Lande
von Ingo Arend

„Road to Tate Modern“. So heißt ein Video der kurdischen Künstler Şener Özmen und Erkan Özgen aus dem Jahr 2003. In dem Streifen sieht man die beiden in der Manier von Cervantes Klassiker „Don Quijote“ auf Eseln durch den steinigen Südosten der Türkei reisen – auf der nie endenden Suche nach dem Heiligen Gral der Kunstwelt. Eine großartige Metapher auf die Kunstwelt, aber auch auf die Perspektive der Peripherie auf das ästhetische Versprechen des Westens.

Ganz so weit müssten die beiden, sollten sie sich heute noch einmal auf den Weg machen, nicht mehr reisen. Denn in Istanbul, nur ein paar Stunden von ihrer Heimat entfernt, hat nun ein Haus wieder eröffnet, das es mit dem legendären Londoner Kunsttempel aufnehmen kann. „Istanbul Modern“ heißt das Museum, das nach vier Jahren Bauzeit am Dienstag an der Promenade des (früher proletarischen, inzwischen hippen) Stadtteils Karaköy wieder seine Türen öffnete. Und die Feier dazu geriet zum Lebenszeichen der Hälfte des Landes, die nach dem erneuten Wahlsieg ihres autoritären Dauerpotentaten Recep Tayyip Erdoğan bei den Präsidentschaftswahlen im Mai in depressive Schockstarre verfallen war. Hat die Moderne womöglich doch noch eine Chance am Bosporus?

Wer sich die große Eröffnungsausstellung in dem markanten Bau des Genueser Architekten Renzo Piano anschaut, wird das unbedingt bejahen. Trifft er…

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