Sam Keller
Die Kunst hat die Strategien der Wirtschaft eher kopiert als kritisiert
Ein Gespräch von Dieter Buchhart und Gerald Nestler
Sam Keller gilt als einer der besten Kenner des Kunstmarktes. Der ehemalige Direktor der Art Basel leitet heute die renommierte Fondation Beyeler. Er trug mit seiner Arbeit für die Art Basel, für die er von 1995 bis 2007 tätig war, wesentlich zum Weltruf dieser international führenden Kunstmesse bei. Er initiierte die „Art Basel Miami Beach“ und etablierte diese zur wichtigsten und erfolgreichsten Messe der USA. In der Fondation Beyeler setzt er einerseits die erfolgreichen Ausstellungen der klassischen Moderne mit Fernand Léger oder Giacometti fort und führt mit Zeitgenossen wie Jenny Holzer, Franz West oder Marc Quinn die Fondation ins 21. Jahrhundert.
Dieter Buchhart/Gerald Nestler: Als langjähriger Leiter der renommierten Art Basel haben Sie die Entwicklung des Kunstmarktes genau mitverfolgt. Wie hat sich dieser in den letzten 10 Jahren verändert und welche Bedeutung messen Sie diesem in der heutigen Kunstproduktion zu?
Sam Keller: Der Kunstmarkt ist in der letzen Dekade stark gewachsen, er hat sich sowohl geographisch als auch demographisch ausgeweitet. Während sich in den traditionellen Kunstzentren immer breitere und jüngere Schichten für die Kunst interessierten, begannen auch urbane Eliten in Ländern wie Brasilien, Mexiko, Russland, Indien, Ostasien und den Golfstaaten international Kunst zu sammeln. Aus meiner Sicht sind die größten Veränderungen im Kunstmarkt die Nutzung des Internets und der digitalen Medien, der Boom der Gegenwartskunst sowie die Globalisierung des Kunstmarkts via Galerien, Kunstmessen, Auktionen und Biennalen. Die Bedeutung des Kunstmarkts für die Produktion…