Kulturförderung in gemeinsamer Verantwortung (II)
Die Krise überwinden
Grünbuch des Aktionskreises Kultur,Hg. Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI
Währung hat hart zu sein, damit es klimpert, wenn zwei Geldstücke im Geldbeutel aneinanderstoßen. Wird das Geräusch seltener, wird es unterstützt durch das Rauschen frei flottierender Einheiten wie Gesinnung, Verantwortung etc.
In unserer Zeit, die eine Krise im Bereich der öffentlichen Kulturförderung sehen soll, wird zunehmend versucht, harte Währung durch “weiche” Ethik zu ersetzen. Und so spricht die deutsche Industrie in der aktuellen Publikation ihres Kulturkreises von gemeinsamer “Verantwortung” für den “weichen Standortfaktor” Kultur, ein Terminus, der mühelos den Wettbewerb zum Unwort des Jahres gewinnen könnte – und überraschend breite Verbreitung gefunden hat, wenn sogar Rolf Rüssmann, der seinen Kopf in unserer Republik berühmt machte durch seine Kopfbälle, über die Vokabel, wie gestern im TV gesehen, souverän verfügt -, wäre da nicht noch das Wort vom “Humankapital”, das in einer Rede des Verantwortlichen Dr. Bernhard Freiherr von Loeffelholz im Weißbuch von 1995 Verwendung fand.
“Die Krise überwinden” ist das Grünbuch als Nachfolger des Weißbuches von 1995 überschrieben, Teil 2 des Serial “Kulturförderung in gemeinsamer Verantwortung”. Es ist für den Laien immer wieder erfrischend, haushalterisches – mit Betonung auf dem ersten e – und unternehmerisches Denken bei der Arbeit zu beobachten. Die “Einführung des Aktionskreises Kultur”, S. 7-18 des Grünbuches, ist leider geprägt von einem flachen Pragmatismus abgedroschenster Worthülsen, der wirklich nach einem kräftigen Schuß kreativer Energie schreit: Kultur als “Lebensraum”, als “Rohstoff für kreatives Agieren” fördere das vernetzte Denken – wobei der Terminus “vernetzt” wohl nicht…