Édouard Glissant
Die Kreolisierung der Welt
Édouard Glissant, Jahrgang 1928, ist in St. Marie auf der Insel Martinique geboren. Er gilt heute als einer der wichtigsten postkolonialen Vordenker der frankophonen Karibik. Glissant wuchs auf dem Lande in Martinique auf und besuchte das Gymnasium (als Schüler von Aimé Césaire) in der Hauptstadt Fort-de-France. Nach dem Abitur 1946 ging Glissant nach Paris, wo er neben seinem Studium der Ethnologie und Philosophie in den Kreisen der Pariser Intelligenz verkehrte. Er war Mitarbeiter unterschiedlicher Zeitschriftenprojekte wie Présence Africaine und Les Lettres Nouvelles und arbeitete von 1982–88 als Chefredakteur für den Courrier de l’UNESCO. Glissants politisches Engagement für die Unabhängigkeit der Karibik, wie etwa die Gründung des Front Antillo-Guyanais pour l’Indépendance, führten ab 1959 sogar zu mehreren Verhaftungen. Damit verbunden war ein von Charles de Gaulle verhängtes Ausreiseverbot aus Frankreich (1961–1965). Glissants Reisen aus der Peripherie (Martinique) ins Zentrum (Paris) und wieder zurück in die Peripherie ist in seinen Denkfiguren leitmotivisch verarbeitet. Sein kreolisches Leben und Denken sind beeinflusst und maßgeblich von dieser Bewegung geprägt: So betont Glissant nach seiner Rückkehr in die Karibik in seinen theoretischen Schriften seine Verbundenheit und – vor allem in dem Essayband „Le discours antillais“ von 1981 – die Zugehörigkeit der Karibik zum amerikanischen Raum. Mit diesem Thema setzt er sich auch in seiner Position als Professor für Literatur an der City University of New York auseinander, an der er seit 1995 lehrt. Glissant war Mitbegründer des Internationalen Schriftstellerparlaments und dessen Vize-Präsident. Ende November 2008 wird in der von Glissant herausgegebenen…
