IAN HAMILTON FINLAY
Die Kraft des Wortes
von Alexander Braun
“Jedes Zeitalter kennt die Tabus der Geschichte, aber nicht die eigenen.”
Ian Hamilton Finlay
Am dritten und letzten Gatter endet heute der Weg für die Besucher von Ian Hamilton Finlays Wohnsitz definitiv. Wo an anderen Kulturgütern Schottlands das Signet des Scottish Arts Councils für Erhalt und Pflege bürgt, wird hier die Schließung eines Gartens unter die Schirmherrschaft von Schottlands omnipräsenten Kulturverwesern gestellt.
Der Eingang zum Front Garden, dem vordersten Bereich von Little Sparta, ist von hier aus bereits zu erkennen. Hinter den Bäumen zur Rechten befinden sich die Bereiche des Römischen und des Versunkenen Gartens. Der First von Finlays Wohnhaus ragt hinter dem dichten Grün hervor. Links sind Gartengeräte und der Schuppen mit dem Brennholz zu sehen. Dahinter läßt sich jener Bereich erahnen, der Rousseaus Romanheldin Julie gewidmet ist. Vielleicht klingt auch der Ruf der schwarzen Schwäne vom großen Teich im hinteren Bereich, dem Lochan Eck, herüber. Betrachten darf man (mit Ausnahme der privaten Freunde des Künstlers) alles dieses – darunter auch die wilde Jagd von Apollo und Daphne im Unterholz, die unzähligen Sonnenuhren, Dürers “Großes Rasenstück” oder die Grotte von Äneas und Dido – seit nun bereits zwei Jahren nicht mehr.
Die Schilder an den Gattern zeigen an, daß ein Endpunkt erreicht ist, daß jene “Schlacht” ein Ende gefunden hat, die Finlay über beinahe zwanzig Jahre mit an- und abschwellender Intensität gegen die säkularisierte Welt geführt hat. Die Dummheit und Trägheit des Verwaltungsapparats hat über die Freiheit der Kunst gesiegt, so scheint es. Sich in…