Hans-Jürgen Hafner
Die Konvention der Täuschung
»Feint Art«
Kunstverein Freiburg, 19.3. – 30.10.2010
Es gibt den gemeinsamen Nenner, der die verschiedenen künstlerischen Ansätze der letzten Dekade vereinigt: den Look des Alters. Egal, ob strukturell bedingt tatsächlich alt oder einfach nur oberflächlich-elegant auf alt gemacht – seitdem Objektverfertigung und Warenförmigkeit wieder die künstlerische Produktion und deren Vermittlung bestimmen, sieht nahezu jede zweite Ausstellung entweder wie eine Boutique für spezifische Retro-Lifestyle-Accessoires oder ein Lagerverkauf für italienische Stilmöbel aus. Ja, es hagelt förmlich künstliche Wurmlöcher, blind gewordene Spiegel und fadenscheinig gewobene Seidenüberzüge in der gegenwärtigen Kunstproduktion. Anempfiehlt sie sich uns mittels eines Arsenals formaler und referenzieller Codes. Dazu hat es schier den Anschein, als müsse sie sich vor lauter Vergangenheitsverweis geradezu blind für unsere Gegenwart stellen. Dieses, an und für sich, keineswegs ‚neue’ Phänomen, das keinen Unterschied zwischen konzeptuell oder formalistisch, Leipziger Schule oder Williamsburger Ateliers, Kunst oder Lifestyle kennt, wäre aus der Perspektive der Warentheorie und gerade vor dem Hintergrund einer für die letzten Jahre zu verzeichnenden Dominanz ökonomischer Aspekte des Kunstbetriebs wahrscheinlich ebenso zügig wie, im metaphorischen Sinne, erschöpfend erklärt.
Schwieriger wird es freilich, das Phänomen darüber hinaus künstlerisch und kuratorisch fruchtbar zu machen – es tatsächlich sinnvoll im bzw. brauchbar für den gegenwärtigen ästhetischen Diskurs zu verankern.
Immerhin probiert sich die – großzügig und mit vielem Raum im Freiburger Kunstverein inszenierte – Gruppenschau „Feint Art“ an der Problematik. Sie fokussiert dafür auf das ‚Gestische’ als wiederkehrendes Gestaltungs- und Stilmittel bzw. aktuellen Gegenstand und aus kritischer Distanz heraus behandeltes Thema künstlerischer Produktion. Ein an und…