Messen & Märkte · von Rainer Metzger
Messen & Märkte , 1993

Rainer Metzger
Die Kölner »Unfair«

Die Pressekonferenz zur »Unfair« war auf 11 Uhr am 11.11. angesetzt. Elf Minuten später sollte dann der Karneval beginnen, und das ist der Grund, warum die Reminiszenz an die heroische Zeit des Aufbruchs nur halb gelang. Halb nämlich in Gestalt des Katalogs, der sich in Format und Layout ganz an der Aufmachung der ersten Broschüre zum ersten Kölner Kunstmarkt Anno ’67 orientiert. Und halb nicht, weil der Gürzenich, der Ort der frühesten »Art Cologne«, eben den Narren reserviert blieb und man deshalb nach Ehrenfeld in die sogenannten Balloni-Hallen ausweichen mußte. Immerhin, allein der Versuch, eine Art Renaissance der sechziger Jahre zu inszenieren, zeigt, daß die Veranstalter der »Unfair« etwas mehr zum Ausdruck bringen wollten als ihr Beleidigtsein. Ein Beleidigtsein, das ihnen mancher Besucher unterstellte und das sich daraus auch erschließen ließ, daß Christian Nagel, neben Tanja Grunert, Michael Janssen und Heike Kempken Hauptverantwortlicher, im Frühjahr noch mit dem Absagebrief der »Art Cologne« für seine Galerie geworben hatte. »Unfair – die richtige Kunstmesse« tönte es also, und wieder einmal war zu erleben, wie sich eine Neuerung Bahn bricht, indem sie dem Bestehenden Verrat an den eigenen Idealen, jenen der Sechziger mithin, vorwirft. »Unfair« konnte sich nicht nur der Mechanismen bedienen, mit deren Hilfe die »Art Cologne« ihre Institutionalisierung schaffte, sondern in der simplen Nachahmung auch klarstellen, daß dies nur mittels dieser Mechanismen möglich ist. »Unfair« war also keine Veranstaltung gegen den Kunstbetrieb, sondern deklariertermaßen ein Projekt in ihm, angetan mit den Insignien des Neuen, des Frischen und…


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