Frankreich
Kurator: Daniel Buren
Sophie Calle
Die Kamera, das bin ich.
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Sophie Calle, 1953 in Paris geboren, ist eine Geschichtenerzählerin, die ihr detektivisches Gespür mit einer Art Verhaltensforschung kombiniert. Ihre Arbeit „Suite Vénitienne“ (1980) ist wohl ihr bekanntester Versuch, der ihr Weltruhm einbrachte, heimlich in das Leben eines Fremden einzudringen. Sie folgt da heimlich einem ihr in Paris flüchtig vorgestellten Mann nach Venedig. Wie ein Detektiv aus einem Film der 50er Jahre getarnt, macht sie sein Hotel ausfindig, spioniert ihm hinterher. Und als sie von ihm dabei ertappt wird, setzt sie ihre Recherchen wider seinem Willen fort.
1983 arbeitet Sophie Calle in Venedig noch ein zweites Mal für drei Wochen als Zimmermädchen in einem venezianischen Hotel. Sie nutzt die Abwesenheit der Gäste, um die Zimmer zu durchsuchen. Sie öffnet Koffer und Schränke, liest Tagebücher und Post. Im Grunde thematisiert sie mit „L´Hotel“ den Einbruch des Öffentlichen ins Private. Diese Form der Einlassungen nennt Sophie Calle „Rituale“. Für sie sind diese „eine Möglichkeit, sich dem Leben zu stellen. Es geht mir nicht darum, besser zu verstehen, was Leben ist. Ich entdecke darin einfach Ordnung und Unordnung. Die Rituale vermitteln mir vielleicht eine gewisse Ordnung. Ich könnte nicht einmal sagen, dass diese mir selbst hilft – sie bereichert allenfalls meine schöpferische Erfahrung.“ Auf der Biennale von Venedig ist sie gleich zweimal vertreten jedoch mit Arbeiten ohne Bezug zur Lagunenstadt. Zum einen vertritt sie Frankreich im Französischen Pavillon. Sie stellt zudem aber auch im Italienischen aus. Mit ihr sprach in Paris…