Heinrich Klotz
Die Idee des Gesamtkunstwerks im Pluralismus der Medien
EIN GESPRÄCH MIT FLORIAN RÖTZER
Der Wunsch, unsere Zeit als neue Epoche zu begreifen, hat in den letzten Jahrzehnten eine ganze Flut von Diagnosen hervorgerufen. In den fünziger Jahren, also lange bevor sich die nun schon wieder alternde Postmoderne durchgesetzt hatte, geisterte im Zeichen der postindustriellen Dienstleistungsgesellschaft auf dem Hintergrund der einsetzenden Automatisierung und der elektronischen Medien das Wort von der Freizeitgesellschaft in den Köpfen herum. Heute ist die Freizeit tatsächlich in der Kulturindustrie oder die Kultur in den expandierenden Freizeitmarkt integriert, gleichzeitig hat sich die Grenze zwischen Kunst und Unterhaltung weitgehend aufgelöst. . Egal ob damit seitens der Firmen oder Banken die viel beschworene corporate identity oder tatsächlich die Hoffnung auf Profit verbunden ist,so ist die Kunst zugleich zu einer teuren, weil auratischen Ware geworden, die in den Zeiten der immateriellen Geldströme das Gold abzulösen scheint, und zu einer schmückenden Einpackung durchaus handfester Interessen etwa in Form von Mäzenatentum oder gleich von eigenen Museen. Kunst repräsentiert und mit ihr läßt sich repräsentieren, läßt sich ein Image aufbauen. Kunst gehört mittlerweile nicht nur zum inszenierten Lebensstil, sie wird nicht nur im vielfach beschworenen Übergang von der Arbeits- zur Kulturgesellschaft, die die Freizeit-, die Konsum-, die Informations- und Kommunikationsgesellschaft übergipfelnd zusammenfaßt, zu einem durch und durch kommerziellen Faktor im Dienste der Selbstdarstellung, Kunst wird auch zum Hoffnungsträger in der politischen Krise, in der Unüberschaubarkeit und Perspektivenlosigkeit einer kaum mehr zu steuernden Gesellschaft.
Während die SPD diesem Trend noch etwas nachhinkt, haben Politiker der CDU…