Die Gleichzeitigkeit der Widersprüche
Das Werk des Bildhauers Joachim Bandau seit 1978
von Friedemann Malsch
Eine Vorbemerkung: monografische Beiträge schildern in der Regel die Entwicklung eines künstlerischen Werkes, das sich synchron zur Altersentwicklung des Künstlers entfaltet. Daraus ergibt sich meist fast zwangsläufig ein biografisches Bild, das üblicherweise auch eine plausible Kohärenz der einzelnen Werkphasen suggeriert. Wenn dies im Einzelfall auch zutreffen mag, so sind gleichermaßen häufig Brüche zu verzeichnen, deren Radikalität zwei Phasen im Werk der Künstler fast miteinander unvereinbar erscheinen läßt. In solchen Fällen sträubt sich das Werk gegen seine Koppelung an die biografische Entwicklung des Künstlers. Die Gründe für dergleichen Brüche und Unvereinbarkeiten sind sicher vielfältig, es wird jedoch nicht selten versucht, im Interesse einer kohärenten Darstellung von Künstler und Werk das Gemeinsame der verschiedenen Werkphasen überzubetonen. Dies erfolgt zumeist auf Kosten der Präzision in der Darstellung.
Das Werk des Bildhauers Joachim Bandau, 1936 in Köln geboren und seit 1976 in Aachen lebend, kennt einen solchen Bruch. Einen Bruch zumal, der in einer Phase erfolgte, als Bandau erste größere Erfolge mit seiner Arbeit verbuchen konnte. Seine erste Retrospektive, 1975 in der Kölner Kunsthalle, bezeichnet Bandau heute spöttisch als “Gedächtnisausstellung”. Er selbst kam angesichts dieses Überblicks über sein bisheriges Werk zu der Überzeugung, er sei hier zu einem Endpunkt gelangt. Daran änderte sich auch nichts, als er zwei Jahre später mit seinen fahrenden Kabinen im anthropomorphen Design an der “documenta 6” teilnahm, in der Sektion “Utopisches Design”. Zu dieser Zeit hatte Bandau längst mit seiner Tätigkeit als “Ingenieur” abgeschlossen und mit einer radikalen…