Amine Haase
Die Gewalt der Ausstellungsmacher
»Das XX. Jahrhundert – ein Jahrhundert Kunst in Deutschland«
Altes Museum, Neue Nationalgalerie und Hamburger Bahnhof, Berlin, 4.9.1999 – 9.1.2000
Kaum eine Ausstellung hat die Diskussion über “deutsche” Kunst so angeheizt wie der Weimarer “Aufstieg und Fall der Moderne” in diesem Sommer (sh. auch KUNSTFORUM Nr. 146). Die Parallelität von Kunst, die unter der Nazi-Diktatur und solcher, die während des DDR-Regimes entstanden ist, führte zu heftigen Auseinandersetzungen. “Wie deutsch ist die deutsche Kunst?” lautet die Kernfrage. Und sie stellt sich jetzt wieder im Zusammenhang mit den Berliner Jahrhundert-Bilanzen in drei verschiedenen Museen. Aber im Vergleich mit der Weimarer Debatte ist es vergleichsweise still um die flächendeckende Berliner Schau, die drei Hauptausstellungen (im Alten Museum, in der Neuen Nationalgalerie und im Hamburger Bahnhof) unter dem Titel “Das XX. Jahrhundert – ein Jahrhundert Kunst in Deutschland” zusammenfasst. Drei Ausstellungen im Kulturforum, organisiert vom Kupferstichkabinett, von der Kunstbibliothek und vom Kunstgewerbemuseum, kommen noch hinzu. Die problematische Frage, was die “deutsche Kunst deutsch” macht, liegt zwar auf der Hand. Die Berliner Ausstellungsmacher, unter Führung von Klaus-Peter Schuster, reden allerdings lieber von “Kunst in Deutschland” – was die Probleme nicht vertuschen kann. Und so wie sie sich vor präzisen Bezeichnungen drücken, so ungenau ist auch die visuelle Standortbestimmung. Eines allerdings lässt sich nicht übersehen: Dieser Berliner Blick auf “Das XX. Jahrhundert” taucht aus den Tiefen des 19. Jahrhunderts auf und kann offensichtlich mit dem Hier und Jetzt nichts anfangen.
Berlin also. Spricht man dort von “Mitte”, dann ist das Zentrum gemeint, das…