Margarethe Jochimsen
DIE GESCHICHTEN DER GESCHICHTE
Zu Michael Baduras neuen Arbeiten
Überfliegt man die persönliche ‘Kunstgeschichte’ des Michael Badura (geboren 1938) von den ersten Anfängen bis heute, so ist der zurückgelegte Weg durch zwei ihn über viele Jahre bestimmende Markierungen gekennzeichnet: In den Jahren von 1964 bis 1970 das Interesse an biologischen und chemischen Prozessen, das um die Bewußtmachung einer wachsenden Umweltvergiftung kreist, und seit 1971 das Interesse an Denkprozessen, d.h. an den kausalen und zeitlichen Zusammenhängen, die einen gedanklichen Prozess wie beispielsweise die gedankliche Rekonstruktion eines Vorganges beeinflussen und festlegen.
DER ROTE FADEN
Auf den ersten Blick haben beide Interessenbereiche nicht unbedingt etwas miteinander zu tun. Es läge daher nahe, eine Zäsur in der Arbeit Baduras zu vermuten, eine eher zufällige als konsequente Reihenfolge. Wie wir sehen werden, ist dies nicht der Fall.
Obwohl dieser Text sich nur mit der letzten ‘Wegstrecke’ des Künstlers befasst,1) ist ein Zurückgreifen in die Zeit des vorwiegend ökologischen Arbeitens insofern unumgänglich, als sich in ihr bereits diejenigen Fragestellungen anbahnen, die zu dem heutigen zentralen Thema Baduras führen: Aufzuzeigen, wie fragwürdig und zufällig Rekonstruktionen von Entwicklungen sein können, die ganz bestimmte, vorgegebene Ergebnisse zu erklären versuchen. Einmal, weil bei der logisch-kausalen Verbindung von Fakten zu Zusammenhängen die Berücksichtigung aller den Verlauf der Entwicklung beeinflussenden Faktoren im Hinblick auf die Komplexität jedes Vorganges nicht möglich ist, zum anderen, weil subjektive Einflüsse bei der Bewertung und Einordnung von Fakten, bei der Auswahl vom Prämissen usw. nicht auszuschliessen sind.
Die besonderen Konsequenzen, die sich allein aus den unterschiedlichen Vorverständnissen der an einem Ereignis…