Doris von Drathen
Die Füße im Schlamm, aber den Geist im Licht
Ein Gespräch mit Ibrahim El-Salahi
Die westliche Kultur- und Kunstgeschichte überrollt den sudanesischen Künstler Ibrahim El-Salahi, der wesentlich die moderne Malerei seines Landes geprägt hat, gleich zweimal: Im Verhältnis zu seiner Bedeutung ist seine Arbeit hier nur spärlich gezeigt worden, obwohl er seit 1975 in England, Oxford, lebt. Während dem inzwischen 76jährigen nun in New York und London endlich große Ausstellungen und Publikationen gewidmet werden, geschieht das zu einem Moment, da afrikanisches Design auf den Pariser Modeschauen zum letzten Hit ausgerufen wird, Verlagshäuser afrikanische Kunst zum Trend erklären. Die nachgetragene Anerkennung des Malers Ibrahim El-Salahis dagegen hat mit diesen trügersichen Begeisterungen nichts gemein, sondern beruht auf der seit langen Jahren wissenschaftlich vorbereiteten Arbeit von Salah M. Hassan, Leiter der Kunsthistorischen Fakultät an der Universität Cornell, nahe New York und Mitbegründer und Direktor des dortigen Instituts für African Studies. Salah M. Hassan, der selbst gebürtiger Sudanese ist und sich seit Ende der 1980er Jahre mit vielbeachteten Ausstellungen für die Emanzipation der afrikanischen zeitgenössischen Kunst einsetzt, wird im Laufe von 2006 und 2007 zwei große Ausstellungen zum malerischen und zeichnerischen Werk von Ibrahim El-Salahi (in der Brunei Gallery, London und im neuen Gebäude des Museum for African Art in der Museumsmeile von Manhattan) eröffnen und einen umfangreichen retrospektiven Katalog herausbringen. Ibrahim El-Salahi hält sich seit dem Herbst 2005 für ein Forschungsjahr an der Universität von Cornell auf, und da ich gleichzeitig dort war, hatten wir Zeit und Ruhe für ein Gespräch. Denn…