Claudia Wahjudi
Die Freiheit der Netz-Sklaven
Ein Jahr Medieninitiative mikro in Berlin
Im März kündigte mikro eine absolut inhaltsfreie Party an: “100% Socializing” sollte es geben und “100% Sound”. Mikro wurde ein Jahr alt. Wenige Wochen später lud der Berliner Verein Freunde und Förderer in die Räume des kooperierenden Internet-Autorenkollektivs convex tv. ein, um gemeinsam künftige Vorhaben zu diskutieren: Mikro versteht sich als “Initiative zur Förderung von Medienkulturen”, als eine offene und unabhängige Plattform, die “kulturelle, soziale und politische Konsequenzen” der neuen Medien und Technologien zum öffentlichen Thema machen soll. Rund 20 Mitglieder aus Berlin, Hamburg, Amsterdam und London zählt der Verein (www.mikro.org), darunter Wissenschaftler, Künstler, Journalisten – mikro ist ein “hybrides Projekt”.
Und eine ungewollte Folge der zehnten Documenta. Mitwirkende des Hybrid WorkSpace in der Kasseler Orangerie suchten nach Ende der Documenta Möglichkeiten, die Diskussion um Netz-Projekte fortzusetzen. “Nach der (…) Realisierung in Kassel wird der WorkSpace nach Berlin verlagert, als Teil der erstmalig für den Sommer 1998 geplanten (…) Berlin Biennale”, hieß es im Kurzführer. So einfach sollte es aber nicht werden. Zwar gründeten im März 1998 Beteiligte des Hybrid WorkSpace im Hinterzimmer eines Berliner China-Restaurants den mikro-Verein, zwar wurde mikro zur Biennale eingeladen. Doch an einer bloßen Fortsetzung der documenta-Aktivitäten habe der Verein kein Interesse, erklärte damals ein Sprecher. Sinnvoller als öffentliches Geld für ein zeitlich begrenztes Projekt auszugeben, das im Biennale-Ganzen verschwinde, sei es, autonome Infrastrukturen aufzubauen, auf denen eine Netzszene nach Ende einer Großveranstaltung aufbauen kann, gerade nach dem Ende des Berliner Netzforums Internationale Stadt. Mikro steht für…