Die Frauen und die Kunst
Assoziationen zu einem eigen-sinnigen Thema
von Gabriele Honnef-Harling
Humor ist überwundenes Leiden an der Welt
(Jean Paul)
Denkt man sich eine Umformulierung dieser dramatischen Erkenntnis über den Humor, so könnte sie für uns Frauen heißen: Humor ist zunächst einmal überwundenes Leiden an den Männern. Das ist immer noch dramatisch genug und umso komischer, als es dieser Übertragung an der weltergreifenden Problematik mangelt, die das große Wort, die große Geste rechtfertigen könnte, die männlichem Denken so selbstverständlich sind.
Humor als überwundenes Leiden an den Männern – das entbehrt nicht der Beimischung von Larmoyanz aber auch nicht der Selbstironie und ist durchaus geeignet, den Stand der Dinge zu beschreiben, die Position der Frauen in der Kunst zu umschreiben. Denn die Geschichte der Frauen, und insbesondere die Geschichte der Frauen in der Kunst, ist immer auch eine Geschichte der Behinderungen gewesen, der Behinderungen durch Männer; aber auch eine Geschichte der Selbstbehinderung.
Gleichwohl ist es keine Geschichte der Klagen. Die Geschichte der Künstlerklage1, sie ist schon längst von Männern geschrieben worden, und man möchte anmerken, daß die Männer den Frauen sogar die Klagen geklaut haben. Damit sei dem Einwand begegnet, daß Frauen so larmoyant seien, sei ihm auch mit einer Äußerung Wolf Vostells aus dem Jahr 1974 begegnet, der da meinte “Künstler sein, heißt dauernd verzweifelt zu sein.”2 Was sollen da erst die Künstlerinnen sagen?
Denn angesichts der Ungeheuerlichkeiten, die da bis heute über Künstlerinnen im Raum stehen, ist es geradezu erstaunlich, daß der teilweise weinerlichen Abre-aktion in den 70er Jahren so schnell eine ironische Distanz…