Die fiebrigen Gespenster der Kunst – The Fevered Specters of Art
Edith-Russ-Haus für Medienkunst 11.11.2016 – 15.01.2017
von Rainer Unruh
Wer wissen will, warum die Weltrevolution gescheitert ist, muss in den Keller gehen. In „United Red Army“ (Part 1, 2011 – 12) knallen die abstrusen Hoffnungen der Kämpfer aus der wohlhabenden Welt ungebremst auf die Armut und den Eliten-Egoismus in den unterentwickelten Ländern. Am 28. September 1977 entführte ein Kommando der Japanischen Roten Armee ein Flugzeug nach Dhaka in Bangladesch. Naeem Mohaiemen (Jahrgang 1969, London) hat aus dem Vorfall ein verstörendes Video gemacht. Das Bild bleibt über weite Strecken schwarz, man sieht nur die Transkription der verrauschten Audiospur, die festhält, wie Entführer und Regierungsvertreter auf Englisch verhandeln. Während die Douglas DC-8 noch auf dem Rollfeld stand, versuchten Offiziere aus der Verwirrung Kapital zu schlagen und wagten am 2. Oktober einen Putsch. Es kam zu Schießereien, auch am Flughafen. Der Coup scheiterte, die Verschwörer wurden hingerichtet.
Ein absurder und tragischer Vorfall. Aber auch einer, der daran erinnert, dass die Linke in den Siebzigern die Macht erobern wollte und sich nicht, wie heute, mit der Einrichtung von Transgender-Toiletten begnügt. Man hatte ja auch andere Ziele, nämlich eine gerechtere Welt zu schaffen, etwa durch die Alphabetisierung in Mosambik. Catarina Simao (Jahrgang 1972, Lissabon) ruft in Wandtafeln und einer Videoinstallation die Arbeit der Befreiungsbewegung FRELIMO ins Gedächtnis, die ihren bewaffneten Kampf teilweise durch den Verkauf von Kunst finanzierte. Für andere Aktivitäten gibt es weder Bilder noch Worte. Ho Tzu Nyen (Jahrgang 1976, Singapur) widmet sich…