SABINE MÜLLER
»Die Farbe hat mich«
Ein Symposium zur zeitgenössischen nicht-figurativen Malerei,
27. und 28. Mai 2000 im Verein für aktuelle Kunst Ruhrgebiet e.V.
Es wird gemalt im Jahr 2000. Und es wird “nicht-figurativ” gemalt. Das wurde in diesem ambitionierten, sich über neun Monate erstreckenden Ausstellungsprojekt “Die Farbe hat mich” zur Genüge unter Beweis gestellt. Über sechzig, vorwiegend in Deutschland ansässige Künstler und Künstlerinnen waren beteiligt. Auch wenn die Qualität der Arbeiten ausgesprochen divergierte, wurde doch ein grundsätzlicher Wandel der Bedeutung der Farbe in der Kunst sichtbar gemacht. Während eines zweitägigen Symposiums, das in Oberhausen parallel zur abschließenden Ausstellung “Farbzeit” veranstaltet wurde, wäre es nun Sache der Theoretiker gewesen, diesen Wandel zu benennen, zumindest zu konstatieren. Angesichts der offenkundigen Stärke der aktuellen Malerei-Bewegung ist eine wissenschaftliche Analyse der Entwicklung der letzten zwanzig Jahre dringend erforderlich.
Den Anfang machte Klaus Honnef mit einer Darstellung der “Farbmalerei der 60er und 70er Jahre”, daran anschließend referierte Matthias Bleyl über die 70er und 80er Jahre. Seltsamerweise kam die Radikale Malerei (auf die sich die Vortragenden im Verlauf des Symposiums immer wieder beziehen sollten) hier nicht vor. Bleyl begnügte sich mit sehr allgemeinen Hinweisen auf den experimentellen Umgang mit der Farbe oder den flächenübergreifenden, nicht mehr in Felder unterteilten, oft mehrschichtigen Auftrag. Während Klaus Honnef mit der abschließenden Frage, ob der Mensch überhaupt noch zur konzentrierten, kontemplativen Wahrnehmung fähig sei, deutlich genug seine Enttäuschung gegenüber den Möglichkeiten der “analytischen Malerei” zum Ausdruck brachte, verstand es Michael Bockemühl glänzend, zumindest das Auditorium für sich und die Wunder der Wahrnehmung…