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Titel: Kunst und Literatur I · von Thierry Dufrêne · S. 170 - 175
Titel: Kunst und Literatur I , 1997

Thierry Dufrene
Die Ethik der Kunst

Rembrandt, Léonor Fini, Giacometti:
Genets Schriften über die Kunst verhalfen ihm zu neuer Schaffenskraft und begründeten seine Ethik der Kunst

Genet hat in einer Lebensphase von 1950 bis 1958, die von Zweifeln und tiefen Depressionen geprägt war, mehrere Texte über die Kunst verfaßt. Seine Schriften über Kunst und die Bilder Rembrandts, Léonor Finis, das malerische und bildhauerische Werk von Giacometti und seine großartigen Zeichnungen, – “Diamanten” nannte sie Genet -, halfen ihm, diese Phase zu überwinden und neue Schaffenskraft zu finden. Aus der Freundschaft zu Léonor Fini entstand der 1950 an sie gerichtete Brief.1 Abgesehen von den im übrigen sehr gelungenen Bleistiftzeichnungen Cocteaus ist Léonor Fini die erste, die Genet porträtiert hat. Zwei Texte über Rembrandt, den er auf einer London-Reise im Dezember 1952 für sich entdeckt, und ein Essay über Giacometti – der zwischen 1954 und 1957 drei Portraits und sechs Zeichnungen von Genet anfertigt2 – vervollständigen eine Textsammlung, die mehr ist als einfühlsame Kritik und die man zu den interessantesten Abhandlungen von Schriftstellern über Kunst zählen kann.3

Um es gleich vorwegzunehmen: Genets Auge ist bemerkenswert. Das Werk Léonor Finis, “sinnenfreudig und mit Arsen überzuckert”, erinnert ihn an die italienische Renaissance, aber auch an Bilder von Cranach, Dürer und Holbein, die er in jenem “winzigen Saal im Louvre” gesehen hat, wo, wie er hofft, auch die italienische Künstlerin eines Tages gewürdigt werden wird. Genet hat die Einflüsse gut erkannt, die befruchtend auf Léonor Fini gewirkt haben. Nun will er von Rembrandt alles sehen: Interessiert verweilt er…



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von Thierry Dufrêne

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