Die Eröffnungsrede
Die Ausstellung war ein ‘Flop’. Bei Presse, Rundfunk und Fernsehen erntete sie Ignoranz. Lediglich die Bonner Lokalblätter taten ihre ‘Pflicht’; dafür erschien in der italienischen L’UNIONE SAR DA ein umfangreicher Bericht. Autor: Gaeta-no Brundu aus Cagliari. Die Ausstellung wurde veranstaltet vom Bonner Kunstverein im Rheinischen Landesmuseum Bonn. Ihr Titel: ‘Serie -System – Methode’. Ihr Ziel: Die Arbeitspraxis der ‘systematischen’ Künstler Kuno Gonschior, Heijo Hangen, Attila Kovacs, Rune Mields, Karel Novosad und Horst Rave offen zu legen. Keine übliche Kunstdarbietung also, sondern eine richtige ‘Studio’-Ausstellung. Keine ‘Meisterwerke’ wurden vorgeführt, sondern Arbeitshypothesen. Auch das fällt aus dem Rahmen: daß sich Künstler um eine entsprechende Vermittlung ihrer Arbeiten persönlich bekümmern und dazu eine spezielle Strategie entwerfen und verwirklichen. Lothar Romain, ständiger Mitarbeiter des ‘KUNSTFORUM’ steckte in einer viel beachteten Eröffnungsrede den geistigen Rahmen ab, innerhalb dessen sich eine systematische Kunst heute vollzieht und vollziehen muß. Zugleich wies er die Notwendigkeit einer solchen Kunst für die gegenwärtige Gesellschaftssituation nach. ‘KUNSTFORUM’ veröffentlichte diese Rede.
LOTHAR ROMAIN Einleitung zur Ausstellung ‘Serie-System-Methode’
Unsere Einschätzung von dem, was wir als Kunst heute vorbehaltlos akzeptieren, hat sich noch kaum vom Hang zum Irrationalen befreit. Bereitwillig ordnen wir der Kunst Begriffe wie Einfall, Idee, Schöpfertum, Ausdruckskraft, Intensität, Schönheit usw. zu, während Wörter wie Konstruktion, Ökonomie, systematische Untersuchung, serielle Produktion, Regelabläufe usw. allgemein für den industriellen Produktionsbereich stehen. So akzeptieren wir die Zweiteilung in einen geistig-schöpferischen und einen materiell produktionsbestimmten Bereich und achten streng darauf, jedem seine ureigene, unverwechselbare Gesetzmäßigkeit zuzuerkennen.
Man mag sich mit Vokabeln aus der marxistischen Systemanalyse darüber…