Angel Vergara
Die Erdhaut neu erschaffen?
Ein Gespräch von Doris von Drathen
Belgien: Angel Vergara – Feuilleton / Kommissar/Kurator: Luc Tuymans
Die Autorität des Künstlers aufbrechen – dies Wagnis setzt Angel Vergara seit dem Ende der 1980er Jahre mit seiner Arbeit immer wieder neu in Szene, indem er die Unsichtbarkeit des Autors unterläuft und eine Malerei entwickelt, die jeder in ihrem Entstehungsprozeß beobachten kann. Straatman nannte er sich, als er als junger Künstler auf die Straße ging. Gespenstartig mit einem weißen Laken verkleidet malt er mitten unter den Passanten, erfindet Bilder im Augenblick der Begegnungen, macht den eigentlichen Malakt in der Gegenwart und in der Wirklichkeit zu seinem Thema. Aus diesen Aktionen entwickeln sich Videos: Lebendige Figuren sind auf eine Leinwand projiziert und zeigen ihn, wie er sie nachzeichnet, als wäre das Modell schon Teil des Bilds. Auch hier tritt das Resultat hinter den mit dem Publikum geteilten Prozeß des Malens.
Die Geste bleibt, die Inhalte wechseln in dem Augenblick, als Vergara mit großer Radikalität und Ausschließlichkeit die mediatisierte Realität zu seinem Arbeitsfeld macht. Weit mehr als eine bloße Aneignung dieser schon exisitierenden Medienbilder oder -filme, ist Vergaras Malerei für ihn die Wiedererschaffung einer Wirklichkeit, von der er meint, wir hätten sie verloren. Mit Pinsel und Farbe tritt er an und zeichnet die fließenden Konturen nach, läßt ein gemaltes Augenblicksereignis entstehen, das erhalten bleibt, malt einen Stillstand, der dann sein Eigenleben entwickelt. Und darin schließlich unterscheidet Vergara sich nur wenig vom Malerkollegen Luc Tuymans, den er bat, seine Ausstellung zu kuratieren: Feuilleton…