Die Eröffnungsrede
Margarethe Jochimsen
Die enthauptete Hand
100 Zeichnungen von Chia, Clemente, Cucchi und Paladino
im Bonner Kunstverein, Januar/Februar 1980
Mancher von Ihnen wir sich gewundert haben über den merkwürdigen Titel dieser Ausstellung, ‘Die enthauptete Hand’, der aus einem Katalogbeitrag von Wolfgang Faust stammt, und der – wie sich inzwischen herausstellte – Vorstellungen schillerndster Art heraufbeschwört; das geht bis zu dem Bild einer abgeschlagenen Hand, – bis zu dem Gegenteil dessen also, was hier eigentlich gemeint ist, nämlich überspitzt formuliert: die Hand ohne Kopf.
Man kommt also leicht irritiert in diese Ausstellung, und was sieht man hier? – Viele Zeichnungen, sogar sehr schöne Zeichnungen. Vielleicht ist mancher beim Anblick dieser Arbeiten hinsichtlich des Titels noch verwirrter als zuvor.
Am Werk war hier die Hand des Künstlers, die Empfindungen, Wahrnehmungen, Träume, Ängste und Wünsche direkt von innen nach außen leitet, auf das Papier überträgt, d.h., ohne große Kunsttheorien zu schalten, d. h. ohne große Kunsttheorien zu entwickeln, Systeme zu entwerfen, wie das Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre üblich gewesen ist. Eine Absage also an die Intellektualisierung der Kunst.
Damals – ich darf das kurz- in Erinnerung rufen – in der sogenannten konzeptuellen Kunst wurde die Idee des Künstlers zum eigentlichen Kunstwerk proklamiert; dem materiellen Niederschlag einer Arbeit, d.h., dem, was da zu sehen war, kam sekundäre Bedeutung zu. Die Entmaterialisierung und Intellektualisierung der Kunst hatte in jener Zeit ihren Höhepunkt erreicht.
Jedes Einbringen von persönlichen Empfindungen, von Gefühlen oder sinnlichen Elementen wurde möglichst vermieden. Bei On Kawara z. B., der sich selbst nie ganz aus dem Spiel…