Anton Vidokle
Die Entdeckung der Time/Bank
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Mit Time/Bank (2009 bis heute) wollen die Künstler Julieta Aranda (1975 in Mexiko-City geboren) und Anton Vidokle (1965 in Moskau geboren) eine immaterielle Währung und eine parallele Mikroökonomie für die Kulturszene schaffen, die übergeografische Grenzen hinweg operieren kann und ein Gefühl für den Wert der vielen Tauschprozessen evoziert. Beide leben in Berlin und New York. Heinz-Norbert Jocks traf Anton Vidokle zum Gespräch.
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Heinz-Norbert Jocks: Könnten Sie mir zunächst etwas über Ihre Arbeit und darüber erzählen, wie Sie das Kollektiv verstehen?
ANTON VIDOKLE: Was ist die Idee? Ein Time/Bank ist eine Online-Plattform, wo Leute ohne Geld etwas machen können. Es ist nichts, was wir erfunden haben. Vielmehr handelt es sich um eine bestehende, sagen wir, Bewegung. die 1992 von dem amerikanischen Aktivisten Paul Glover in Ithaca, einer kleinen Stadt im Bundesstaat New York ins Leben gerufen wurde. Während der letzten Finanzkrise mit ihrer fatalen Rezession hatten so viele Menschen ihre Arbeit verloren, dass alles zum Erliegen kam. Niemand hatte Geld. Keiner war in der Lage, irgendetwas zu machen. Absolute Handlungsunfähigkeit. In der Situation überzeugte er seine Nachbarn, einander zu helfen. Dazu ermunternd, ihr Fachkönnen und ihre Zeit einzusetzen, um die täglichen notwendigen Aufgaben zu erledigen, gründete er eine Art große Gemeinschaft. Hunderte von Leuten nahmen daran teil. Schließlich ging er noch einen Schritt weiter und ließ sein eigenes Geld namens Ithaca Hours drucken. Dieses wurde in Zeit notiert. Dadurch, dass jeder jedem hilft, indem der eine Klempnerarbeiten verrichtet, ein anderer Türen repariert und…
