Die Dramaturgie des Unterbewußtseins
15 Künstler aus Kanada im Württembergischen Kunstverein
von Sibylle Maus
“Ich bin dann ganz schnell meine eigenen Wege gegangen”, teilt Tilman Osterwold, Leiter des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart, unumwunden mit: kein Geständnis einer etwa unerlaubten Subjektivität, sondern das Postulat des Ausstellungsmachers, sein Anspruch, den künstlerischen Eigensinnigkeiten, die er weiterreicht, zumindest in Ansätzen hinterher zu sein; wenigstens für diesmal die stets gesuchte Annäherung zwischen dem kreativ Tätigen und kreativ Verwaltenden zu erreichen: fünfzehn Künstler hat Osterwald auf zwei Reisen durch Kanada ausgesucht.
Es ist also diese Ausstellung vor allem interessant als Demonstration des Dilemmas, in dem sich ein Kulturvermittler in dieser Republik wiederfindet: Er hatte ja “immer die Hoffnung gehabt, es könnte sich einmal die schöpferische Kraft des Künstlers innerhalb der Massenmedien realisieren”. So lange die Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft das nicht zuließen, bleibe dies zwar eine Illusion; indes, Osterwold hält fest an seinem Glauben. Kritisch übersetzten Künstler “… die Abhängigkeit von den medialen Strukturen der Bewußtseinsindustrie und ihrer Inhalte, um in der Verfremdung zu zeigen, daß wir im Verhältnis zur Wirklichkeit entfremdet sind”. Die alte Achtundsechziger-Maxime, Kunst müsse, wenn sie überhaupt bestehen solle, die Gesellschaft bessern, taucht wieder auf: “Der Versuch, Abhängigkeiten zu überwinden, führt dazu, alternative Modelle aufzuzeigen und bestehende Verhältnisse auf ihre auch äußerlich bedingte Veränderbarkeit hin zu überprüfen.” Adressat solcher Erwägungen ist Bruce Ferguson, Dozent, Kunstschriftsteller, Museums- und Ausstellungskoordinator in Kanada, Kurator auch des Kanada-Beitrags 1980 in Venedig. Die Unterhaltung zwischen den beiden ist im Katalog (20 Mark) abgedruckt. Ferguson hat Osterwold bei seinen Forschungen zugesehen. Er…