JILL SCOTT
Die digitale Körperethik
In diesem Artikel habe ich ein Mosaikformat ausgewählt, um neue digitale Entwicklungen und ihre Auswirkung auf die aktuellen künstlerischen Verfahren zu diskutieren. Wenn ich in dieser Abhandlung von der Geschichte der Automaten zu den Diskussionen über organische Eigenschaften bis zu den abstrakteren Bezugsrahmen gehe, wird der Leser zwischen dem Gefühl der Faszination über die Wunder der neuen Technik und einem Gefühl der Ablehnung schwanken. Vom Standpunkt der Frau aus gesehen, scheinen die neuen Formen des biologischen Idealismus die Grundlagen unserer Existenz zu erschüttern und die Traditionen der menschlichen Geburt und Entwicklung in Frage zu stellen, aber vielleicht können wir auf eine andere Art einbezogen werden.
1. Automaten
Zira: … »Weißt Du, jemand fragte mich, wie ich mich fühle, und weißt Du, was ich sagte?«
Zuschauer: … »Nein, was hast Du gesagt?«
Zira: … »Na, ich sagte, meine Hardware ist ok, aber in meiner Software sind ein paar Viren.«
(Zitat von ZIRA aus dem interaktiven Film »Grenzen von Utopia«, MultiMediale,Karlsruhe 1995)
Haben wir schon immer unsere Körper für Maschinen halten oder Maschinen nach unserem Ebenbild bauen wollen? Offensichtlich scheint das in diesem Jahrhundert der Fall zu sein. Der Mensch war nicht nur von der Nachbildung und dem Klonen des menschlichen Körpers fasziniert, sondern es ist ihm auch gelungen, Maschinen zu konstruieren, die die automatischen Bewegungen der Körperglieder als lebensfähige Alternative zum organischen Körper nachahmen, der durch Jahre harter physischer Arbeit abgenutzt ist. In nur einem Jahrhundert haben Automaten und Medizin die Lebenserwartung der westlichen Gesellschaft um über 20 Jahre verlängert. Maschinen, die unseren…