Die Denkmaschine
Ramon Lull und die Ars Combinatoria
CCCB – Centre de Cultura Contemporània de Barcelona 13.07. – 11.12.2016
von Uta M. Reindl
Ausstellungen über mittelalterliche Philosophen oder Wissenschaftler sind selten, zumal sie eher ein Fachpublikum ansprechen. Dem CCCB in Barcelona, einem Zentrum für zeitgenössische Kultur auf der Museums- und Touristenmeile inmitten der Stadt, ist es mit einer medial aufwändigen Überblicksschau gelungen, den mittelalterlichen Begründer der Orientalistik, den Missionaren, Philosophen und Theologen Ramon Llull womöglich auch für Laien oder gar für ein junges Publikum interessant zu gestalten. Den weitreichenden Einfluss des Katalanen Lulls auf die Künste, die Wissenschaft und die Technologie bis in die Gegenwart konstatiert Siegfried Zielinsky, Rektor des ZKM, in seinem Katalogbeitrag mit dem Titel „Lullismus – eine moderne (medien) philosophische Haltung“, der Künstler und Medientheoretiker Peter Weibel nennt in dem aufschlussreichen Katalog Ramon Llull gar einen Mitbegründer der digitalen Revolution.
Der Weg durch die medienarchäologische Ausstellung führt meist durch Black Boxes mit etlichen historischen Schriftstücken und Dokumenten in illuminierten Vitrinen und Schaukästen, mit Animationen und Videos. Audiovisuell animierte und großflächig projizierte Zeichnungen von zwölf Miniaturen aus dem 14. Jahrhundert von Thomas Le Myésier, die im Orginal schon kartoonhaft angelegt sind, setzen die ungewöhnliche Vita Roman Lulls zwischen den Welten in Szene. Der um 1232 auf Mallorca geborene und bei Hofe aufgewachsene Lull nämlich – das sei kurz erläutert – widmete sich zunächst der Troubadourlyrik, bis ihn plötzlich eine Vision zu Pilger- und Bildungsreisen trieb, nicht zuletzt in die arabische Welt. Später lehrte er unter anderem an der Sorbonne und engagierte sich für die Einrichtung von Lehrstühlen für…