Roland Schappert
Die Dämmerung
Tim Berresheim & Hartmut Neumann
Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon, 19.6. – 16.10.2011
Man könnte es als modischen und strategischen Schachzug künstlerischer Vernetzungspraxis betrachten, wenn Künstlerprofessoren mit ihren ehemaligen Schülern zusammen ausstellen. Der Jüngere schreibt sich verständnisvoll in die Kunstgeschichte ein oder stellt den Gegensatz zum Etablierten heraus oder lässt dieses gleich veraltet wirken, was dann einem Vatermord gleichkommt – und der ehemalige Lehrer nimmt entweder Anteil am Spiel mit dem Jugendbonus, zeigt seine historische Wirkungsmacht durch Nachkommenschaft oder lässt sich selbst durch die ewige Wiederholung nachhallen nach dem Motto: alles schon dagewesen.
Bei der gemeinsamen Ausstellung von Tim Berresheim (geb. 1975) und Hartmut Neumann (geb. 1954), der seit 1992 Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig ist, zeigt sich ein anderes Verhältnis in Bezug auf ihr Werkverständnis. Zwar studierte Berresheim tatsächlich ein Jahr lang bei Neumann, er verbrachte sein Basisstudium in dessen Klasse, aber er brach sein Studium wenig später ab und kümmerte sich seitdem wenig um akademische Weihen und mediale Klassifikationen. Während Neumann zumindest heute gerne populäre Musik hört, widmet sich Berresheim in verschiedenen Kollaborationen um seine eigene Musikproduktion im weiten Feld gestartet zwischen Retro-Punk, Hardcore-attitude und Elektronik.
Und da die Bildproduktion mit Pinsel und Ölfarbe dem Jüngeren nach anfänglichen Versuchen schnell zu antiquiert und die traditionellen Pfade der Bildgenerierung zu ausgetreten vorkamen, suchte der Jüngere sich den feuchten Pinsel auf der Leinwand durch digitale Ausdrucke hinter Plexiglas, Siebdrucke auf gebeiztem Holz oder durch andere Druckexperimente zu ersetzen.
Während Neumann seine Ölmalerei direkt auf der Leinwand…