Georg F. Schwarzbauer
Die Betroffenen sind wir alle. Anmerkungen zur Performance “Treffer” von Flatz
Intention und Medium
die intention einer arbeit bedingt die wähl des mediums, dieser selektions- und entscheidungs-prozeß läßt folgern, daß ein medium technologisches transportmittel zur formalen umlegung der intention ist. da jedes medium seine bedingung stellt, kann auch die intention sich nur im radius des mediums bewegen, dies erklärt, daß die beiden scheinbar unverwandten begriffe ,intention’ und ,medium’, die sicher zentrale punkte in der arbeit eines künstlers darstellen, eine einheit ergeben, deren bedeutung nur in ihrer Wechselbeziehung zutage tritt, um jedoch die grenze eines mediums zu erfahren und sowohl in technologische als auch gesellschaftsrelevante bezüge zu stellen, fordern sie den bedingungslosen einsatz dessen.
Flatz
“Treffer”
Stuttgart, Tagblatt-Turm, 30. 9. 1979
“Ein unbekleideter, nur mit einer Spiegelsonnenbrille ausgestatteter Mensch stand vor einer weißen Wand. Jeder Besucher erhielt beim Betreten des Raumes einen Wurfpfeil, den er aus einer bestimmten Entfernung auf den vor der Wand Stehenden werten konnte. Dieser versuchte dem Wurfgeschoß auszuweichen. Der elfte Werfer traf ihn und erhielt die ausgesetzte Belohnung von DM 500,- ausbezahlt.” (Partitur)
Mit seiner Performance “Treffer”, deren Konzept schon lange, bevor es bei “Europa 79” in Stuttgart realisiert werden konnte, den Kunstmacher beschäftigte, hat Flatz äußerst präzise einen Standpunkt markiert, der sich in seiner Arbeit in den letzten Jahren immer mehr abzuzeichnen begann. Einen Standpunkt, der nur bei oberflächlicher Betrachtung zu jenen Fehleinschätzungen führen konnte, wie man sie allenthalben nach dem 30. 9. d. J. in der bundesdeutschen Tagespresse nachlesen konnte. Nicht der Überraschungseffekt war beabsichtigt, kein sinnloses…