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Titel: Kunst und Spiel I · von Florian Rötzer · S. 102 - 115
Titel: Kunst und Spiel I , 2005

Florian Rötzer
Die Begegnung von Computerspiel und Wirklichkeit

Computerspiele sind die Kunstform unseres Zeitalters und deshalb auch ein spannendes Objekt der Beobachtung

Möglicherweise wurde noch nie in der Geschichte der Menschheit so viel gespielt wie heutzutage, nachdem das Spielzeug Computer mitsamt den mobilen Derivaten wie den tragbaren Spielgeräten oder den Handys ihren Siegeszug angetreten haben und in alle Nischen des Lebens eindringen. Interaktive Spiele in immer realistischeren Simulationen, wie sie nur mit digitalen Medien möglich sind, haben eine neue Dimension des Spielens erschlossen. Man betritt auch als einzelner Spieler eine virtuelle Welt, die auf die Handlungen des in sie eintauchenden Spielers blitzschnell reagiert, und spielt dort erstmals gegen nicht-menschliche Akteure, die durch die AI (Künstliche Intelligenz) immer komplexer handeln können, während der Spieler mit Fahrzeugen oder durch anderweitige Bewegungen immer größere und abwechslungsreichere Welten durchwandert, Kämpfe austrägt, Probleme löst oder was auch immer die Regeln und Ziele eines Spiels erfordern.

Das digitale Spiel ist dabei nicht nur zur Unterhaltungs-, sondern auch zur Kunstform unseres Zeitalters geworden, das zudem noch den Charakter eines Gesamtkunstwerks aufweist, weil es viele der traditionellen Kunstrichtungen integriert, aber zugleich auf eine andere ästhetische Bühne mit anderen Produktions-, Distributions- und vor allem Rezeptionsformen hebt, die nicht mit den Bedingungen der traditionellen Kunst kompatibel sind, auch wenn manche Künstler – wie ich meine vergeblich, hilflos und rückwärtsgewandt – versuchen, das Computerspiel als traditionelles Kunstwerk in die traditionellen Kunstkanäle (Museum, Kunstmarkt, herkömmliche Kunstkritik) einzuführen.

Auch wenn es manche direkte Überschneidungen mit herkömmlichen Kunstformen gibt (Malerei, Architektur, Theater, Film, Happening …), so ist doch…


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