Cordula Meier
Die ästhetische Gestalt des Seriellen am Ende des 20. Jahrhunderts
»Ich zitterte vor Begierde nach demZusammenhange.«
Franz Grillparzer: Der arme Spielmann
In einer Zeit neuer Kommunikationsverhältisse, unüberschaubarer Informationssysteme und in einer vielbeschworenen sogenannten Überästhetisierung des Alltäglichen schleicht sich ein Phänomen ein, unspektakulär, aber allumfassend. Scheinbar schon immer mehr oder weniger präsent, aber nun am Ende unseres Jahrhundert doch gehäuft und anders auftretend. Gemeint ist das Phänomen des Seriellen. Es ist zu finden in der Kunst, im Design, in neuen Medien, in der Computerwelt, in der Werbung und auch in der Musik.
Betrachtet man die Geschichte des Seriellen, so muß man feststellen, daß das Serielle eine gewichtigere Rolle in der Hierarchie der allgemeinen gesellschaftlichen Wertungen des Kulturellen einnahm, als man zunächst unbedarft annehmen könnte. Denn die Vorstellung der klaren Unterscheidung von Künstlerischem und industriell gefertigtem Produkt ging zunächst über das Serielle: Während der Kunst die Aura des Originalen anhaftete, wurde dem Kunsthandwerk und den industriell gefertigten Produkten die in Serie produzierte Gebrauchsfunktion zugewiesen. Kunst im Sinne von bildender Kunst, Literatur oder Musik definiert sich dabei über den sogenannten künstlerischen Wert. Dieser künstlerische Wert ist seit der Moderne unauflösbar verwoben mit dem Begriff der Innovation. »Die Innovation als notwendiger Gehalt für ein Kunstwerk, heißt dabei, jedes Kunstwerk stellt ein neues Gesetz vor, erstellt ein neues Paradigma, gibt einen neuen Blick auf die Welt frei.«1 Darin unterschied sich in der Moderne das Kunstwerk vom Handwerk oder vom industriell gefertigten Produkt. Diese Orginalität steht zunächst dem seriellen Produkt entgegen. Umberto Eco dazu: »das moderne Kriterium, mit…