vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Messen & Märkte · von Lutz Windhöfel · S. 410 - 411
Messen & Märkte , 1991

Die Art 22 ’91 und das Art Opening in Basel

Von Lutz Windhöfel

Wann fand der Paradigmenwechsel in der Moderne statt, und ist die Kunstszene in horizontaler Breite oder vertikaler Selektion zu beurteilen, waren im wesentlichen die Fragen, die man in Basel beim Art Opening ’91 formulierte. Siefried Gohr, scheidender Direktor des Kölner Museums Ludwig, und Christos M. Joachimides, Ausstellungsmacher und wie Gohr auf dem Referentenpodium, räkelten sich recht leidvoll in den Schalensitzen des Basler Kongreßzentrums, während Stephan Schmidt-Wulffen zur Einführung das nun schon gängige Vokabular bediente. Zum Thema “Die Kunst der Wahl – Aspekte der Selektion von zeitgenössischer Kunst” meint er, daß die Massenmedien heute über Kunst entschieden; jede Überlegung hypothetischen Charakter habe; man keine Wahrheit mehr in Händen halte und der Künstler wie ein Fanatiker im Wettbüro sei, der hoffe, daß er verliere, damit das Wettfieber erhalten bleibe. Walter Benjamins Metapher vom modernen Menschen als dem Fechter wird bei soviel eher passiv verstandener Betriebsamkeit nicht nur mißverstanden, sondern verkommt, projiziert man diese affirmativ auf den Hintergrund medialer Welt (“der sozialen Bedingtheit”, Schmidt-Wulffen), gerade zu jener Banalität, die man zu kritisieren oder zu bekämpfen vorgibt.

Geradezu auffallend bemühten Gohr und Joachimides daraufhin die Historie und plädierten für die Kontinuität der Moderne, deren Ursprung in der Romantik ihm (Joachimides) 1974 in Brixton mit Beuys klargeworden sei, was Werner Hoffmann wohl mit wohlwollendem Schmunzeln zur Kenntnis nehmen würde. Das Lamento der Kritik verglich der besonders wegen der derzeitigen Ausstellung “Metropolis” in Berlin harsch attackierte Joachimides mit jenem von “törichten Jungfrauen”, denn die heroische Moderne…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei