Filiberto Menna
Die analytische Linie der modernen Kunst
In Band 18 versuchte sich Winfred Gaul in einer ‘Kritik der Malerei’. Dabei wies er auf Filiberto Mennas Buch ‘La linea analitica dell’arte moderna’ hin. Da dieses Buch bei uns nahezu unbekannt ist, baten wir Filiberto Menna, uns kurz die wichtigsten Thesen zu erörtern.
Mein Buch ‘Die analytische Linie der modernen Kunst’ (Einaudi Editore, Turin 1975) geht von einem Grundgedanken, einer Art Axiom aus. Die einzelnen Teile des Buches leiten sich zusammenhängend mit innerer Notwendigkeit aus diesem grundsätzlichen Anfang ab. In diesem Sinn versteht sich meine kritische Abhandlung als eine Formatierung des Untersuchungsfeldes und folglich als ein theoretischer Schnitt innerhalb der Vielzahl der Fakten, die die Geschichte der modernen Kunst konstituieren.
Der Grundgedanke ist folgender: die moderne Kunst entsteht mit der theoretischen Aneignung der konventionellen und abstrakten Natur der Sprache der Kunst; diese Aneignung stellt gegenüber einer naturalistischen Auffassung der Sprache einen wirklichen epistemologischen Bruch in der Problematik der Kunst da, denn sie stellt die Voraussetzungen einer direkten Übereinstimmung zwischen Sprache und Realität in Frage.
Als erste Konsequenz ergibt sich aus diesem Grundgedanken, daß man diejenige Kunst als modern betrachten kann, die den engen Durchgang zu dieser theoretischen Aneignung passiert hat. Die Kunst dagegen, die noch nichts von diesem einzig möglichen Weg gemerkt hat (und solche Kunst gibt es heute noch viel), ist keine moderne, sondern nur eine chronologisch zeitgenössische Kunst.
Die zweite Konsequenz aus diesem Versuch einer Formalisierung des Untersuchungsfeldes ist das Aufgeben einer streng historisierenden Methode zugunsten eines strukturalistischen Ansatzes. Die Analyse stellt folglich…