Thomas Wulffen
Die 4. Berlin Biennale: Ballhaus Mitte/Spiegelsaal
25.3. – 28.5.2006. Fotorundgang von Wolfgang Träger
Es war wahrscheinlich keine gute Idee, die Eröffnungsparty zur vierten Berlin Biennale im Ballhaus Mitte zu feiern. Aber was wäre andererseits passender gewesen als diese Institution in der Auguststraße. Aber der Ansturm auf die Party war so groß, dass man noch nicht einmal herauskam. Ob die Kuratoren, Organisatoren und Sponsoren am gleichen Ort feierten, ist nicht bekannt. Dennoch bleibt ,Clärchens Ballhaus’, wie es ehemals hieß und nach Besitzerwechsel nicht mehr heißen darf, weil der vorherige Besitzer den Namen teuer bezahlen lassen will, ein Anziehungspunkt. ,Da geh ma schwoofen’ sagt der Berliner und gut deutsch heißt das dann: Da gehen wir tanzen. Bis in die vierzigen Jahren konnte man das auf zwei Ebenen: die bessere Gesellschaft tat es im Spiegelsaal, während das gemeine Volk im großen Saal sich verlustierte. Heute sind derartige Trennungen weitestgehend aufgehoben, zumindest feiert die High Society an ihren eigenen Orten. Und das gemeine Volk guckt ihr im Fernsehen dabei zu.
Einen Reflex auf die Vergangenheit mag man dann auch in der Arbeit von Tino Sehgal für den Spiegelsaal sehen. Sie stammt aus dem Jahre 2002 und besteht in eben dem, was der Titel beschreibt: Einem Kuss zwischen einem Mann und einer Frau. Aber ähnlich wie bei seiner ersten Präsentation zur Manifesta 4 in Frankfurt, ist der ,Kuss’ ein Komplex von verschiedenen ,Abbildungen’. Waren in Frankfurt die Bewegungsmuster aus Performances der zeitgenössischen Kunst in einer Person an einem Ort zusammengefasst worden, so erweitert die Arbeit zur…