Thomas Wulffen
Die 4. Berlin Biennale: Alter Garnisonsfriedhof
25.3. – 28.5.2006. Fotorundgang von Wolfgang Träger
Unter einer erweiterten Perspektive verbindet sich an diesem Ort die Gegenwart mit der preussischen Vergangenheit und deren Nachwirkungen. Er ist der älteste Militärfriedhof Berlin, dessen Gründung mit der Gründung Preussens zusammenfällt. Das Ende Preussens im Jahre 1947 besiegelte auch das Ende dieses Friedhofes. Wie ein Memento Mori wirkt da die Pferdeskulptur von Berlinde de Bruyckere. Schon in einer anderen Arbeit hatte sie Fotos von den Schlachtfeldern Flanderns benutzt, um die dort gefallenen Pferde in ihren Skulpturen nachzuempfinden, als Form und als Geschehen.
Während die Figur von Berlinde de Bruyckere im Lapidarium steht, steht eine andere Figur draussen, die fast wie eine Replik der Skulptur im Inneren aussieht. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, daß diese Skulptur eine Gedenkstein für alle jene ist, die in den letzten Tagen der Eroberung Berlins durch die Russen gefallen sind. Die Zahlen dafür sind ungenau, einige sprechen von 1000, die hier begraben sind, andere von bis zu 5000, die im Umkreis des Friedhofs gefallen sind. Da wirken die Gesänge von Susan Philipsz ebenso wie ein Mememto Mori, aber ein sehr fremdartiges. Demgegenüber beleiben die Arbeiten von Tobias Buche und Jorge Queiroz im Torhaus beliebig. Auch der Bezug zu Aby Warburg Mnemosyne Atlas, weil der Betrachter hier nur eine Unzahl Bilder sieht, deren Ordnung und Zusammmenhang er nicht versteht und am Ende auch nicht verstehen will. Oder sollte das ein Abbild unseres Umgangs mit Geschichte sein?