Beate Eickhoff
Dick Higgins
»Blue Cosmologies«
Galerie Schüppenhauer, Köln, 26.4. – 25.5.1991
Ein Künstler der ersten Happenings und ersten Fluxusaktionen, Dick Higgins, malt jetzt – Acryl auf Leinwand – Bilder fast im traditionellen Sinne. Man kann kaum glauben, daß der Maler der “Blue Cosmologies” einst in Wiesbaden Eier warf und bei der Aufführung seiner Danger Music Nr. 3 sich den Kopf rasieren ließ, daß er politische Pamphlete entwarf und die “Something Else Press” gründete, da man seiner Ansicht nach immer noch schreiben kann, “wenn man sich die firlefanzigen Materialien nicht leisten kann,…, um bemalte Leinwände, Siebdrucke, die richtigen Farben herzustellen.” Das Schockierende, Sinnlose, Witzige, Unanständige, Experimentelle, Provokative und Alogische der Fluxus- und Happening-Aktionen ist einer umfassenden, seriösen Gelehrtheit und produktiven Ernsthaftigkeit gewichen.
Higgins “Blue Cosmologies” ist die vierte Serie seiner jüngsten Acryl-auf-Leinwand-Arbeiten. Es sind Bilder über Vorstellungen, die sich die Menschen im Verlaufe der Geistesgeschichte von der Entstehung des Kosmos, von religiösen oder weltordnenden Kräften, von der Stellung der Natur und des Menschen innerhalb des Ganzen der Wirklichkeit gemacht haben. Der allgemeinen Idee vom Kosmos entsprechend bildet ein dunkles Blau, durch den Pinselstrich malerisch aufgelockert und gleichzeitig Tiefe suggerierend, die Hintergrundsfolie oder Projektionsfläche der meisten Bilder. Vor dieser Projektionsfläche, sozusagen in erster Ebene, sind Abbildungen von historischen Bildentwürfen, Karten oder Symbolfiguren zu sehen, die bestimmte Denkmodelle veranschaulichen. Sie sind alten Drucken entnommen oder nach anderen, bekannten Darstellungen gemalt worden. Durch die Zusammenstellung der Motive verbindet Higgins verschiedene Vorstellungswelten: die ägyptische, die christliche, die der Alchimie und der Naturwissenschaften aus Antike, Renaissance und früher…