Dieter Buchhart
Diana Thater: »Delphine«
Secession, Wien, 27.1. – 19.3.2000
Bei Betreten des Hauptraums der Wiener Secession öffnet sich ein farblich geteilter Raum. Vier Videoprojektionen von Unterwasseraufnahmen frei lebender Delphine bilden einen grünblauen Farbbereich, dem ein komplementärer Farbraum aus dem Spektrum warmer rotgelber Farbtöne entgegengestellt wird. Der dramatischen Lichtregie werden zwei auf jeweils neun Bildschirmen gebildeten Sonnenaufnahmen in ausglühendem Rot und kaltem Blauweiß hinzugefügt. Dabei bleiben die technischen Geräte, ihre Kabeln ebenso wie die Videoprojektoren visuell und akustisch präsent.
Diana Thater verzichtet in ihrer Installation “Delphine” auf eine geradezu erwartete Tonuntermalung. Die Ventilatoren der Projektoren, das leise Schreiten der Besucher und ihre gedämpfte Unterhaltung bilden die Geräuschkulisse. Die in unregelmäßigen und gebrochenen Umrissen auf die Wände und den Boden des Hauptraums projizierten Naturbilder werden sowohl durch die zur Projektion notwendigen technischen Schnittstellen als auch den im Raum befindlichen Menschen ihres Illusionscharakters beraubt. Die Projektoren sind exakt so ausgerichtet, dass sie und ihre Schatten jeweils als scheinbare Störfaktoren mitten in den Bildern auftauchen. Die aus wissenschaftlichen und medialen Bildern erzeugten “Versionen von Natur” werden zur Reflexion des Menschen selbst zurückgeworfen. Denn die Künstlerin versteht: “Wenn ein Mensch in die Natur schaut, sucht er nicht nach der Natur sondern nach seinem eigenen Bild”.
Diese Form der menschlichen Selbstrepräsentation markiert nicht nur das veränderte Verhältnis des Menschen zur Natur und seiner Rezeption derselben, sondern verdeutlicht seine gegenwärtige Präsenz in einem Ausstellungsraum. Hier folgt die amerikanische Künstlerin der Vorstellung des Minimalisten Robert Morris, wonach eine Installation bedeute, die Gegenwart des Raums klarzustellen und das Publikum auf den umgebenden…