Magdalena Kröner
Dialogues & Stories
»Neue Formen des Erzählens in der Medienkunst«
Museum Küppersmühle, Sammlung Grothe, 19.5. – 1.7.2001
Nach 20 Jahren MTV haben wir uns längst daran gewöhnt, dass uns das Fernsehen kleine Kurzgeschichten erzählt, die oft aufregender fürs Auge sind, als es das selbstreferentielle Bildgeplätscher mancher Videoästheten sein könnte. Dass auch das künstlerische Video in jüngster Zeit vermehrt zu Geschichten greift, die sowohl etwas mit Literatur als auch mit Film zu tun haben, ist die These des hARTware-Kuratorenduos Iris Dressler und Hans D. Christ. In wohltuender Gegenbewegung zum modisch als Web-Adresse “www. wer-weiß-wohin” formulierten Motto der diesjährigen Duisburger Akzente greifen Dressler/Christ auf vier Positionen zurück, die Erzählstrukturen auffächern, die sich eindeutiger Antworten verweigern. Video als Märchentante? Keineswegs.
Nah am Kino mit Großbildleinwand, bestechendem Sound und gebautem Studioset ist Stan Douglas’ “Win, Place or Show”, ein Kammerspiel in der Tradition des amerikanischen Dramas der 50er Jahre, das einen eskalierenden Konflikt zwischen zwei Männern schildert. Modernistische Ästhetik und existenzphilosophische Überlegungen laufen gleichermaßen ins Leere. Umfassend in Szene gesetzt bis hin zur Miró-Mimikry eines dekorativen Bildes an der Wand und dem brillantineversehrten Haar der Schauspieler, bleibt die Moderne ebenso Fassade wie die hölzernen Stellwände, die den Raum abgrenzen. Douglas verschachtelt den Erzählstrang zusätzlich durch zwei unterschiedliche Kamerapositionen und gelegentliche Wechsel in die Split-Screen, um die Handlung versetzt bis auf einen Zeitraum von 15 Stunden auszudehnen.
Das Duo Teresa Hubbard und Alexander Birchler setzt zunächst auf Linearität, um Kafkas “Verwandlung” von hinten aufzurollen. “Gregor’s Room II”, so der Titel der Arbeit, ist leergeräumt und zum Auszug…