Ines Anselmi
Dialogues de Paix
Palais des Nations, Genf, 3.7. – 26.10.1995
Minister und Staatssekretäre verhandelten in Genf gerade über die Beseitigung der weltweit millionenfach verlegten Anti-Personen-Minen, ohne zu nennenswerten Resultaten zu gelangen, und auf der Place des Nations demonstrierten ein paar hundert Personen gegen den Entschluss des französischen Staatschefs Chirac, die Atomtests im Südpazifik wiederaufzunehmen, als Anfang Juli im Palais des Nations die Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen der UNO hochoffiziell begannen. Während die Dialogfähigkeit der UNO international einen kritischen Tiefpunkt erreicht hat, wagte die zum UNO-Jubiläum organisierte, mit Kunstwerken aus allen Erdteilen reich bestückte Ausstellung eine künstlerische Konfrontation mit Weltpolitik und versuchte, die Friedensdialoge (“Dialogues de paix”) wenigstens auf kreativer Ebene zu beschwören.
Ungewöhnliche Aussichten boten sich diesen Sommer den UNO-Beamten im Genfer Palais des Nations, wenn sie von ihren Schreibtischen aufschauten, um den Blick über die weitläufige Parkanlage schweifen zu lassen. Mitten auf der grünen Wiese lag ein Stück Himmel, weisse Wolken segelnd über leuchtend blauem Leinwandgrund: Ilya Kabakovs “Fallen Sky” passte gut zur ersten gemeinsamen Mission russischer und amerikanischer Astronauten, die sich zufällig zur selben Zeit im All abspielte. Am Rande der ausladenden Terrasse, die zum Ariana-Park hinunterführt, zog eine Gruppe bunt gekleideter afrikanischer Würdenträger, eskortiert von Trommlern und Tänzern, die Blicke auf sich. Reglos, wie von Zauberkraft gebannt, lebenden Menschen täuschend ähnlich, standen die Zementstatuen da. Sunday Jack Akpan aus Nigeria hatte sie – assistiert von Sohn Stephen – in wochenlanger Arbeit an Ort und Stelle kreiert. Zuhause in Ibesikpo führt er den familieneigenen Bildhauereibetrieb, der auf dreidimensionale, originalgetreue…