Aussenseiter, Artbrutisten, Autodidakten und Amateure, Volkskünstler, Visionäre, Vergessene und Verrückte: 25 Porträts
Dial Family
THORNTON DIAL SEN., THORNTON DIAL JR., RONALD LOCKETT, ARTHUR DIAL
“You’ve got the mind of me because everytimeyou look at my art, that’s the mind.”
Thornton Dial Sr., 27. August 1989
Die Dial Family ist ein einzigartiges Phänomen. Diese patriarchalisch strukturierte schwarze Künstlergruppe wohnt in der relativ untypischen Umgebung einer Kleinstadt in Alabama. Sämtliche Familienmitglieder produzieren Kunst in einem stallartigen Gebäude im Hinterhof und auf dem Hof selbst.
Der Älteste, Thornton Dial sen., wurde 1928 als Sohn eines blutjungen Mädchens in Alabama geboren. Seinen Vater hat er nie gekannt. Er und seine zwei Brüder wurden seiner Großtante, die auch schon seine Mutter großgezogen hatte, in Pflege gegeben. Sie starb, als Thornton um die vierzehn Jahre alt war. Danach kümmerte sich ihre Tochter, Mrs. Lockett, um ihn und seine Brüder. Zu dieser Zeit begann Thornton Dial in einem Kühlhaus zu arbeiten. Mrs. Lockett ist jetzt Ende neunzig und wohnt im Haus nebenan. Sie hat auch den Künstler Ronald Lockett und dessen Vater großgezogen. Für Mrs. Lockett und die Dials gehört Ronald zur Familie, obwohl die Blutsverwandtschaft nicht ganz geklärt ist. 1951 heiratete Thornton Dial Clara May Murrow, und sie bekamen fünf Kinder, von denen eines an Gehirnlähmung starb.
1980, als die Pullman Standard geschlossen wurde, verlor Thornton nach fast dreißig Jahren seinen Job als Metallarbeiter im Eisenbahnwaggonbau und bekam eine kleine Rente. Schon als es mit Pullman bergab ging, nahm er Aushilfsjobs bei den Wasserwerken von Bessemer, bei Straßenbaukolonnen und in der Eisengießerei an…