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Ausstellungen: Ahlen · von Claudia Posca · S. 345 - 346
Ausstellungen: Ahlen , 2006

Claudia Posca
Diagnose [Kunst]

»Die Medizin im Spiegel der zeitgenössischen Kunst«
Kunst Museum Ahlen, 22.10.2006 – 14.01.2007

Wenn Muse und Medizin aufeinander treffen liegt die Diagnose Kunst nahe – ein explosives, ein grenzüberschreitendes Experiment, dass an der Schnittstelle von Autonomie und Alltag, von Sinnlichkeit und Wissenschaft, von Betroffenheit und Distanz, von Leben und Tod operiert. Den mit dem Blut eines an Aids erkrankten Künstlers präparierten “Gift”-Pfeil hinter Panzerglas muss man erst einmal verdauen, das Patientenarchiv als Installation mit hunderten, Blutgefüllter Blutsenkungshülsen ebenso, den Rosenkranz aus Pillen und chirurgischen Materialien, die Röntgenbilder im Kathedralenfenster, die Portraits operierter Tumorpatienten.

Warum jedoch die Kunstwelt bis dato allenfalls interessierte Seitenblicke auf die Heilkunde im Spiegel der Künste riskiert hat, eine sondierende Ausstellung lange auf sich warten ließ, obwohl immerhin schon Dürer und da Vinci Meilensteine zum Dialog zwischen Wissenschaft und Bilddarstellung lieferten? Es hat wohl mit der Zu-Mutung des existentiell packenden Inhalts zu tun, zumindest, wenn man die Ahlener “Diagnose [Kunst]” gesehen hat. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie in diesem Fall das Museum. Doch Vorsicht! Man bittet zur Darmspiegelung. Selten sah man auf musealem Parkett betroffenere Gesichter. Auch wenn tatsächlich kein einziger Patient unters Messer kommt – was rund 150 Werke zeitgenössischer Kunst von Roy Adzak bis Stephen Willats in dieser Dichte an Erschreckendem, an Absurdem, an Entlarvendem ins Bild setzen geht unter die Haut. Die aus dem Centre Georges Pompidou kommende Video-Installation der Libanesin Mona Hatoum etwa projiziert die Kamerafahrt durch der Künstlerin Rektum im blow-up-Verfahren auf den Boden einer begehbaren Zylinderarchitektur. Rund, dunkel…



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