Christiane Fricke
Dia/Slide/Transparency
»Materialien zur Projektionskunst«
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK),
Kunstamt Kreuzberg, Berlin, 21.10. – 26.11.2000
Den Wettbewerb um das von Museen am wenigsten geliebte künstlerische Medium konnte bislang das Videoband (nicht die Video-Installation) locker für sich entscheiden. Jetzt wird klar: Das projizierte Lichtbild rangiert auf der Beliebtheitsskala noch viel weiter unten als das schnöde Speichermedium, das zu allem Überfluss auch noch große konservatorische Probleme aufwirft. Um so bemerkenswerter sind deshalb die Anstrengungen der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK), Berlin, zu bewerten, die Projektionskunst endlich einmal zum Gegenstand einer eigenen Ausstellung zu machen. Wie gewohnt baute die Gesellschaft dabei jedoch nicht allein auf die Kunst. Sie versuchte vielmehr, auch typische nichtkünstlerische Umgangsformen mit dem Medium einzubeziehen und das Thema damit in seinen sozial- und kulturgeschichtlichen Dimensionen auszuloten.
Die Schau gliederte sich deshalb in zwei Teile: eine schwerpunktmäßig dokumentarisch ausgerichtete Präsentation zu verschiedenen Aspekten der kulturgeschichtlichen Aneignung des Mediums in den Räumen des NGBK auf der Oranienstraße und einen ausschließlich der zeitgenössischen Kunst vorbehaltenen Parcour im Kunstamt Kreuzberg/Bethanien. Beides macht Sinn, und zwar vor allem aus dem Grund, weil die Künstler Bezug nehmen auf historische bzw. jüngere Phänomene der Projektion (Ósk Vilhjálmsdottir, Mischa Kuball), weil viele von ihnen auf Bildmaterial zurückgreifen, das aus ursprünglich nichtkünstlerischen Verwendungszusammenhängen stammt (Mark Kubitzke, Katharina Hohmann, Rémy Markowitsch) oder sie mit dem Anspruch auftreten, kulturgeschichtliche Forschungsarbeit zu leisten. Die Peter-Fritz-Forschung von Oliver Croy, Künstler, und Oliver Elser, Archivar und Architekturkritiker, liefert dafür ein Beispiel oder die Untersuchung “Frauen am Geländer” des Journalisten Helmut Höge, beides spielerische…