DEUTSCHLAND: Martin Kippenberger Auch am deutschen Pavillon ist der Fortschritt nicht vorbeigegangen. 1976 war hier noch eine “Straßenbahnhaltestelle”, Teil einer Installation von Joseph Beuys, der mit einem leicht gekrümmten langen Gleis und anderen Elementen Reminiszenzen an seine Geburtsstadt Kleve und Allusionen an eine streng katholisch geprägte Jugend am Vorabend des sogenannten Dritten Reichs heraufbeschwor und einer kritischen Brechung unterzog. Jetzt ist das Tram-Zeitalter definitiv abgeschlossen, denn das mehrfach umgestaltete Gebäude hat neuerdings Metro-Anschluss. Im Hauptsaal ist einer der Schächte installiert, die Martin Kippenberger als Teil eines weltumspannenden virtuellen U-Bahn-Netzes erdacht hat. Einzelne Stationen wurden noch zu Lebzeiten des Künstlers gebaut und ausgestellt, erstmals 1993 auf der Kykladeninsel Syros, dann 1995 an der Mündung des Klondike River, wo Kippenbergers Haltepunkt Dawson City West eine Verbindung zum verlorenen Goldgräberboom des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts herstellte. Kippenberger, der Sonntagsfürchter und Langeweilehasser, hat ein Metro-Teil für die Documenta X (1997) entworfen, ebenso für die Parallelveranstaltung “Skulptur. Projekt. Münster”, wo das von ihm geplante, mit Untergrundgeräuschen beschallte technoide Objekt gegenüber einem Denkmal für die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff platziert wurde. Zu dieser Zeit war Martin Kippenberger bereits tot. Die globale Vernetzung ging gleichwohl weiter, bezog neuerdings Karlsruhe mit ein, wo im Frühjahr 2003 auf dem Rasen vor dem Museum für Neue Kunst (MNK) ein metropolitanes Lüftungselement aufgestellt wurde. Und jetzt Venedig.
Auch hier ein Lüftungselement. Es ist bündig in den Boden der in kaltem architektonischen Pathos erstarrten Halle eingelassen. Wieder der Boden. Er war in den zurückliegenden Jahren vermehrt ins Blickfeld gerückt, zumal…