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Magazin: Medien · von Ingo Arend · S. 412 - 412
Magazin: Medien , 1994

Ingo Arend
Design-Revolution

Ökologischer Bewusstseinswandel im Design

Bei der aus der Mode gekommenen Gesellschaftsveränderung denkt man gemeinhin an die schwielige Arbeiterfaust oder abschwörende Intellektuelle, kaum an die Hand des Zeichners. Doch ausgerechnet im Traumweltmilieu Design grassiert neuerdings der Virus revolutionis. Die Rolle des umweltblinden Marketingappendix wird der Branche langsam unbehaglich. Immer mehr Designer fragen sich entsetzt, mit welchen Stoffen sie selbst ständig hantieren: vom chlorgebleichten Papier über den Plastik-Textmarker, dessen Lösungsmittel nervenkrank machen, bis zum beliebten Cadmiumgelb, an dessen knochenmarksschädigenden Spätfolgen van Gogh starb.

Die Bemühungen, nicht nur die eigene Gifteküche zu dekontaminieren, sind widersprüchlich. Das eilends ausgerufene “Ökodesign” folgt profitträchtigen Trends – eine Umfrage unter deutschen Werbeleitern weist das Thema Umwelt als erfolgreichste Werbebotschaft aus – und eignet sich vorzüglich zum Etikettenschwindel: Der Daimler-Konzern wirbt für die Krötengänge quer durch seine Fabriken nicht etwa auf Umweltpapier, sondern auf eigens grau eingefärbten Anzeigen. Seinen Umweltschädling Nummer eins, das Auto, stellt niemand mehr in Frage. Trotzdem zeigt dieses Beispiel oder der Fall eines mit viel Stahl und Glas statt Sisals und schiefer Kartoffelregale postmodern entrümpelten Ökolebensmittelladens in Bonn-Bad-Godesberg, wie Design ökologisches Bewußtsein noch weiter in die Gesellschaft hinein kommunizieren kann.

Das ökologische Design hat schon allerlei Nützliches kreiert: vom eßbaren Geschirr aus Waffelteig in den Zügen der Bahn bis zu einem vollständig recycelfähigen Bürostuhl ohne Kleber und Verbundwerkstoffe. Dazu kommen Spielereien wie wasserlösliche Golfbälle für Kreuzfahrtschiffe. Eine halbe Million wurde bis vor kurzem über Bord geschlagen und verstopften sensible Wal- und Delphinmägen. Das im Interview mit Dieter Rams erwähnte Waschsalon-Design hat auch das Ziel, die…


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