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Magazin: Medien · von Ingo Arend · S. 400 - 401
Magazin: Medien , 1993

Ingo Arend
Design-Leadership: Battles of Perception

Designästhetik wird zum Gleitmittel des Weltmarktes. Ein Kongreß in Essen

Früher genügte noch einer für alle. Der männliche Teil der Nation rasierte sich mit dem Braun-Sixtant, und für die Opernpause genügte ein Spritzer 4711 zur Erfrischung. Tempora mutantur: Die Massenbedürfnisse sind gesättigt, die Lebensstile postmodern ausgefranst. Wer sich heute in einem der wie Pilze aus dem Boden schießenden Designerläden einen Stuhl kauft, dem geht es weniger ums Sitzen als um den Erwerb einer Plattform, auf der sich eine unverwechselbare Persönlichkeit präsentiert. Wer sich eine Wohnung einrichtet, gestaltet mit künstlerischem Feingefühl ein Bühnenbild, zwischen dessen Kulissen sich Charakterdarsteller bewegen sollen. Anthropomorph geformte Badewannen im “fun-bad” suggerieren ein Gefühl ursprünglicher Körperlichkeit; wer Parfüm kauft, kauft soziale Identität. Sollte früher die Form der Ware Gebrauchswerte signalisieren, geht es heute um Ausstrahlung. Früher hieß es “Form follows function”. Heute hat sich das einstige Bauhaus-Desiderat zu “Form follows emotion” gewandelt. Das Designerdeutsch spricht davon, daß “symbolische und emotionale Werte kommunizieren”. Der Funktionswandel des Designs bestätigt die allenthalben beschworene Aktualität des Ästhetischen. Aus der industriellen Formgebung ist eine weltweite Kommunikationsaufgabe geworden, die nichts mehr mit dem klassischen Designerklischee verführerischer Oberflächenpolitur zu tun hat.

Auch der Weltmarkt der Waren floriert heute durch diese Sinn- statt durch dingliche Funktionskonkurrenz. Um so mehr, seit der industrielle Produktionsstandard technisch und qualitativ vergleichbar hoch ist. “The battles of the future are not battles of products but battles of perception”, faßte Vilim Vasata, Professor für Kommunikationsdesign an der Gesamthochschule Essen, die ästhetische Dimension der Weltwirtschaft auf dem internationalen Kongreß…


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