Design als Kunst – Kunst als Design?
Kunst, Kunsthandwerk und Design
von Jakob Steinbrenner
Ich möchte mit einem bescheidenen Vorschlag starten, was unter „Kunst“ zu verstehen ist. Im Anschluss daran werde ich auf das Verhältnis von Kunsthandwerk und Design zu sprechen kommen, um schließlich anzudeuten, inwiefern unter günstigen Umständen manche Werke des Designs Kunst sein können.
I. WAHRE KUNST
Bekanntermaßen bezeichnen wir mit dem Ausdruck „Kunst“ vieles und dies nicht nur in übertragener Weise. Ob diesen Verwendungen so etwas wie ein roter Faden (eine einheitliche Bedeutung) zugrunde liegt, darf bezweifelt werden. Wenn man mit Wittgenstein von der Annahme ausgeht, dass die Bedeutung eines Ausdrucks durch seinen Gebrauch bestimmt wird, kann dafür argumentiert werden, dass der Ausdruck „Kunst“ (und mit ihm verwandte Ausdrücke westlicher Sprachen) in der europäischen Geistesgeschichte in seiner engeren Verwendung vier wesentliche, historisch bedingte Merkmale aufweist.
Als erstes ist der platonische Gedanke zu erwähnen, dass die Aufgabe des wahrhaftigen Künstlers darin besteht, die höchste Idee, nämlich die Idee des Guten und Wahren in seinen Werken abzubilden. Wie sich Platon dies im Detail vorstellt, ist nur schwer verständlich. Wesentlich ist gleichwohl sein Gedanke, dass Künstler, wenn sie Werke schaffen, ein bestimmtes „wahres“ Menschenbild vor Augen haben sollten, das nahelegt, wie der Mensch leben sollte. Ihr Werk drückt dieses Bild aus und ist in diesem Sinne immer ein moralisches (dies schließt die Tatsache ein, dass Künstler zynischen, menschenverachtenden etc. Bildern anhängen können).
Das zweite Merkmal wird beispielhaft von David Hume in seinem Aufsatz Standard of Taste diskutiert, nämlich die spezielle Weise, wie sich Kunsturteile von anderen…