Derek Jarman: Chroma – Ein Buch der Farben
Ferdinand Schmatz/Heimo Zobernig: Farbenlehre
Wer 3,4 Millionen Farben auf seinem Computermonitor zur Verfügung hat, mag sich keine Gedanken über Farbe als solche machen. Wer allerdings wie Derek Jarman fürchtet: “Im Zwielicht der Geschichte werden die Farben verblassen”, will sie noch retten. Zwei derartige Rettungsversuche wurden vor kurzem veröffentlicht, wobei sie jeweils von einem ganz unterschiedlichen Ansatz ausgehen und dennoch das gleiche Ziel kennen.
Derek Jarmans Buch, 1993 geschrieben, zur gleichen Zeit als er mit dem Film `Blue` der Farbe Blau ein komplexes Denkmal setzte, 1994 in England veröffentlicht und 1995 im Merve-Verlag publiziert, ist Reflexion, Meditation und Biographie in einem. Es kreist in unterschiedlichen Annäherungen das Thema Farbe ein. Was Jarman zur Eloquenz des Plinius sagt, gilt für sein eigenes Buch: “Der Grund dafür ist nicht nur seine unstillbare Neugier, sondern auch, daß er sich und seine Vorurteile so stark in sein Schreiben einbezieht. Die meisten späteren Bücher über Farbe tun das nicht und bleiben deshalb farblos.” Schon die Verwendung des Wortes farblos in diesem Kontext ist ein Hinweis auf die metaphorischen Qualitäten von Farbe und Farbbezeichnungen, denen der Text von Jarman nachgeht. Dabei folgt der Künstler einem Spektrum von Weiß über Rot, Grün, Gelb bis zu Schwarz, um in Gold und Silber zur Transparenz zu gelangen. Eine solche Aufzählung aber kann kaum den Inhalt wiedergeben, denn der greift zu, wo er etwas findet. So entwickelt sich ein Text, dessen lineare Struktur immer wieder gebrochen wird, um Fäden an anderer Stelle wiederaufzunehmen. Für Jarman ist…