“Der Zug ist ein Teil von mir”
Der New Yorker Sprayer Lee Quinones
im Gespräch mit Johannes Stahl
JOHANNES STAHL: LEE, du hast als einer der ersten Sprayer in New York angefangen, großformatige Kunstwerke auf die Zugseiten der New Yorker Subway zu sprühen und bist mit deinen »Pieces« zum anerkannten »König« der New Yorker Sprayer geworden. Außerdem hast du großformatige Wandbilder auf die Begrenzungswände von Handballfeldern gesprayt. Und zu guter Letzt hast du eine steile Karriere in der aktuellen Kunst hinter dir, warst der erste New Yorker Sprayer, der 1979 in Europa ausgestellt hat und hast 1982 an der documenta 7 teilgenommen. Und nach diesem Ausflug in die Kunstwelt gab es bis jetzt kaum noch Ausstellungen mit dir. Wie kam das?
LEE QUINONES: Zunächst kann man durch die Kunstöffentlichkeit eine Menge mehr Leute erreichen. Dann muß man aber bald auch seine Einstellung dazu ändern. Und das ist schade: wenn man da im Geschäft bleiben will, raubt einen das aus. Das ist ungeheuer schwer, dieses Verharren in einer bestimmten Stimmung und bei einem bestimmten Typ von Malerei. Ich kann das nicht so. Wahrscheinlich habe ich vor allem deshalb in letzter Zeit keine Ausstellung gehabt, denn es hat mich nachdenklich gemacht, mir vorzustellen, wie meine Bilder in einer Ausstellung wirken würden, wie sie zu den Menschen sprechen. Nicht daß ich mich von Leuten angegriffen fühlen würde oder gar ausgegrenzt, wenn sie sagen: ach, der hat seine Zeit hinter sich, ist nicht mehr aktuell. Es liegt daran, daß ich mich in deren Haut zu versetzen suche…