Tilman Baumgärtel
Der Waldspaziergang unter den Computerspielen
Game-Maps als Landschaftsmalerei: Bei dem Computerspiel ‘Counterstrike’ sind die Kulissen die wahren Helden
Man rennt. Man rennt und rennt durch einen dunklen Gang. Dann eine Treppe hinauf. Und dann durch ein halb geöffnetes Tor. Und plötzlich steht man in der gleißenden Sonne. Eine Festungsanlage liegt vor einem und der Sand hier scheint im Licht zu glitzern. Über steilen Berggipfeln spannt sich ein tiefblauer Himmel voller dramatischen Wolkenformationen. Die Wände der Festung sind aus großen Sandstein-Quadern zusammengesetzt, die oben und unten von gemeißelten Ornamenten abgeschlossen werden. Sie werfen scharfe Schatten auf den satt braunen Sand, in dem mit großen Steinplatten Wege angelegt sind. Die Wege führen einen durch mehrere verschachtelte Innenhöfe und Gänge, auf eine Empore und in verschiedene Keller. Ist das eine Bergburg in Nordafrika? Eine Tempelanlage im Himalaja? Eine römische Ruine auf Sizilien? Oder ein Fort in New Mexico? Nein, das ist “de_dust”. Unwillkürlich kneift man wegen des gleissenden Mittagslichts, das über der Szenerie liegt, die Augen zusammen, obwohl man nur vor einem Computermonitor sitzt.
“de_dust” ist eine Map in dem Computerspiel ‘Counterstrike’, und eine Map ist eine Art Spielfeld: das Szenario, durch das sich in dem Actionspiel Terroristen und Counter-Terroristen jagen, die Kulisse des Games sozusagen, in dem beiden Parteien gegen einander kämpfen. In dem Spiel muss man Geiseln retten oder dafür sorgen, dass sie nicht gerettet werden. Das macht man in Teams, denn ‘Counterstrike’ gehört zu den ersten Computerspielen, die man nur in Gruppen an vernetzten Rechner spielen kann. Zu recht ist ‘Counterstrike’…